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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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26 - Oder arbeitest du für lasía? - Nicaragua, 1988

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26
Oder arbeitest du für lasía? - Nicaragua, 1988

"Das ist Leimus, hier ist Schluss -". Danke fürs Mitnehmen. Nur wundere ich mich, dass ich auf der nicaraguanischen Seite bin, nicht auf der honduranischen, ich sollte doch den honduranischen Militärs den Sánchez-Brief wieder zurückgeben. Na, was solls, jetzt bin ich eben in Nicaragua.

Ich steckte den Brief in die Tüte zu den Landkarten und den anderen Papieren.
Das war leichtsinnig! Warum war ich nicht vorsichtiger? Ich dachte in diesem Moment gar nicht daran, dass ich hier von Kopf bis Fuss durchsucht werden könnte und die gefährlichen Dokumente möglichst weit unten im Rucksack deponieren sollte.

Leimus, Nicaragua - das sind vor allem drei grosse Häuser zur Aufnahme der Flüchtlinge. Keine Holzhäuser auf Pfählen, sondern gemauerte Gebäude mit Beton-Fussboden. Es ist die Stelle, wo die Flüchtlinge ankommen, die von Honduras wieder nach Nicaragua zurückgehen, in der Mehrheit Mískitos.
Ein paar Schritte gehe ich - da, einer in Tarnhose, so sehen sie auch hier aus, die Militärs.
"Ja, warte mal", meint er, geht und holt seine Chefin. Die Chefin von der Brigade hier. Sie ist auch nett.
"Gehn wir mal ins Haus, zu meinem Büro."
"Ja", meine ich, "
para que hablamos*."
"
Para que platicamos.", verbessert sie mich. Die Wörterbücher sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Lauter Gerümpel im Haus, alle möglichen Kisten und Kartons stehen überall rum, irgendeine Kiste hat sie als Schreibtisch genommen. So, und jetzt muss ich gut sein, denn Europäer brauchen ein Visum für Nicaragua, und das hab ich mir in Tegucigalpa ja nicht geholt.
"Ja, ich bin Schriftsteller und schreibe ein Buch, und muss hier in Nicaragua einige Recherchen machen. Jetzt hab ich drüben in der honduranischen Moquitia gearbeitet und bin aus diesem Grund jetzt hier in Leimus über die Grenze gekommen.", diesen schlauen Spruch werde ich in diesem Land noch etwa fünfzehn mal bringen.
"Aha, interessant. Und wie heisst das Buch?"
"
El mundo y el trabajo - Die Welt und die Arbeit". - Ich muss mich ja den Gegebenheiten anpassen...
Ich hole einen Zettel raus, der wirklich wie gedruckt aussieht und den ich schon in Wampusirpi dafür vorbereitet hatte. Mit Stempel, Unterschrift und Briefkopf, von der "Solidaritätsgruppe Nicaragua libre", wo in ein paar Zeilen erklärt wird, dass ich hier höchst solidarisch engagiert bin, ein Buch schreibe und ein zuverlässiger Typ bin. Macht jedenfalls nicht schlecht Eindruck, das Ding. Ausserdem bewundert sie, dass ich Mískito spreche. Sie ist wirklich freundlich und zuvorkommend.
"
Bueno, also gut", meint sie, "hier haben wir leider keine Einreisestempel, aber das kannst du in Puerto Cabezas regeln, das wird kein Problem sein."
Sie selber stellt ein Stück Geschichte Nicaraguas dar. Vor zehn Jahren als Partisanin gegen Somoza mitgekämpft, verwundet, heute leitet sie die Brigade in Leimus. Nicaragua hat offensichtlich ein anderes Verhältnis zu Frauen, wenn ihr sogar die Soldaten unterstehen.
"Der einzige Weg für die Frauen, die Gleichberechtigung zu erlangen, ist die Revolution.", meint sie zu mir.
Auch die Witze der Männer in der Brigade über Frauen sind nicht so abschätzig wie die in Mexico.
Höherer Militär kommt an, im Jeep... wieder Papiere, wieder die ganze Geschichte erzählen...
"Ja, das beste ist, wir schicken ihn morgen nach Puerto Cabezas.", sagt er zu seinem Kumpel.
Sie sind auch recht freundlich, momentan ist nicht viel los im Krieg. Verhandlungen mit den
contras. Er ist auch Mískito-Indianer.
"Ja, und die Autonomie, die wir uns erkämpft haben, werden wir uns nicht mehr nehmen lassen."
Vor zwei Jahren, 1986, nachdem die Mískito-Indianer (YATAMA**) zu den Waffen gegriffen hatten (die waren natürlich wie die
contras von den USA gesponsort worden), hat die Regierung in Managua ihnen die Autonomie zugestanden. Schlimme Kämpfe solls gegeben haben, die Sandinisten hätten ganze Dörfer niedergebrannt, nicht von ungefähr gibt es soviele Flüchtlinge in Honduras.
Er betont, dass der Kampf der YATAMA nichts mit dem Krieg der
contras gegen die Sandinisten zu tun hatte. Er und die meisten Guerilleros der YATAMA seien hinterher in die sandinistische Regierungsarmee Nicaraguas integriert worden, zusammen mit den Waffen übrigens. Wenn sie nicht gegen die Sandinisten waren, was war dann der Grund? Warum der Widerstand der Indianer?, frage ich mich. Und ihn.
"Die Sandinisten haben eingesehen, dass sie in den ersten Jahren ihrer Regierung grosse Fehler begangen haben, hier in der Mosquitia."
Jetzt haben sie die Autonomie, dass heisst, dass die Regierung Managuas hier innenpolitisch nichts mehr zu sagen hat. Er ist stolz darauf, dass es eine besonders tolle und weitreichende Autonomie ist. Die weitreichendste der Welt. Ja, wirklich.
Vielleicht hatten die Sandinisten die Mosquitia als eine Art Kolonie betrachtet.
Bis morgen kann ich mich noch ein wenig ausruhen und meine Füsse kurieren. Das Jod-Zeugs hilft zwar ein bisschen, aber zwei Wunden sind schon wieder infiziert.

Es waren tatsächlich hunderte von Flüchtlingen, die Nicaragua jede Woche wieder aufnahm. Die Sandinisten hatten kein Interesse, in den Augen der Öffentlichkeit als Diktatur dazustehen, vor der die eigenen Bürger fliehen mussten, arbeitete mit Acnur eng zusammen und unterstützte die Rückführung der Flüchtlinge. In Leimus standen grosse Lagerhallen zu deren Unterbringung.
Einige Tage vorher hatte sich eine Delegation des Europa-Parlaments angesehen, wie ein paar Lkw-Ladungen von Flüchtlingen wieder über den Grenzfluss kamen und dort im Empfang genommen wurden. Der CDU-Abgeordnete soll tatsächlich von sich gegeben haben, die Flüchtlingsrückführungen seien nicht echt, sondern nur eine von den Sandinisten inszenierte Show. Ich konnte nur noch den Kopf schütteln, als ich das hörte.

* Hochspanisch para que hablamos = damit wir uns unterhalten.

** Yapti Tasba Masraka Nanih Aslatakanka - Organisation der Kinder der Mutter Erde. Bewaffneter Kampf gegen die Sandinisten ab 1981.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

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Tagebuch in Grösse A6 mit superkleiner Schrift, in das ich in dieser Zeit vor allem meine Briefe nach Deutschland abschrieb. Diese Texte sind die Passagen, die hier in kursiver Schrift erscheinen.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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