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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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27 - Fussball und Moskitos - zu Fuss nach Südamerika

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Brief Forum 9 (Juli 1988)

Und so bin ich um drei Uhr nachts also in Santa Fé de Antioquia, eine alte spanische Kolonialstadt, recht verschlafen, unter Denkmalschutz. Oder halb vier.
Ich geh ein bisschen die Strasse entlang, Richtung Zentrum. Nix los. Ist mir auch ganz recht. Wo kann man sich hinpacken und pennen? Ich bin verdammt müde, hatte zuwenig Schlaf die Nacht davor. Zwei auf einem Motorrad kommen mir entgegen, sehen mich, nein, müssen die auch noch anhalten. Was ich hier suche. Ach so, sind Bullen. Aber ganz schön blau. Papiere. Aus dem Bus? Ah, stimmt, der kommt ja immer um diese Zeit durch. Ja, ist okay. Hier kannst du dich ein bisschen hinpacken wenn du willst.
Hier: kleiner Pavillon von so einer
tienda, zwei Tische, paar Stühle, Strohdach. Bisschen Licht von der Strasse. Ich leg mich dahin wo man mich von der Strasse aus nicht sieht, ein paar kommen hin und wieder vorbeigetorkelt. Vorsicht in Kolumbien, Kolumbien ist gefährlich, kein anderes Land hat so ein Ansehen im Ausland.
Fast bin ich eingeschlafen, kommen vier Jugendliche an, zwei Mädchen dabei, packen sich auf den anderen Tisch, unterhalten sich ein bisschen, knutschen rum, lassen mich aber in Ruhe. Ich bleibe vorsichtig, ziehe es vor, lieber noch nicht einzuschlafen, von meiner Ecke beobachte ich sie noch ein Weilchen. Mensch, bin ich müde. Halb fünf dürfte es wohl sein, als sie endlich gehen.
Ich könnte mir die restlichen anderthalb Stunden der Nacht noch mit Landkarten lesen oder sowas vertreiben, aber nun lieg ich schonmal, Augen zu, wenigstens noch ein bisschen schlafen.
Fehler! Wie war das noch bei Manfreds Umzug von Berlin? Bis vier Uhr nachts Möbel geladen, zwei Stunden gepennt und um sechs wieder hoch - der Schlaf hielt eine Stunde vor, dann überkam uns alle die grosse Müdigkeit, Resultat: Autounfall um halb acht an der Grenze von Staaken. Zwei Stunden Schlaf, das war der Fehler! Dann lieber durchmachen, das ist besser. Dieser Faktor ist nicht zu unterschätzen.
Ich wache auf, es ist am Hellwerden, also sechs Uhr. Auf, mal sehn was der heutige Tag bringt. Erstmal zur
plaza, Mittelpunkt jeder spanischen Kolonialstadt, mit der alten Kirche. Die Strassen mit Kopfsteinpflaster, das ist selten in Amerika. Hm, wo gehts denn jetzt zur plaza? Eine Strasse weiter murkst einer an seinem Auto rum, er winkt mich zu sich her. Kaffee haben sie.
Und zufällig fährt er gerade nach Medellín. Medellín... ja, liegt auf dem Weg nach Süden. Ich entscheide mich, mit ihnen nach Medellín zu fahren.
Weil die Spanier bei ihrer Kolonisation manchmal nicht richtig abschätzen konnten, welche Lage für eine grosse Stadt am günstigsten war, haben sie öfter Departments-Hauptstädte gegründet, die sich später im Lauf der Jahrhunderte nicht mehr weiterentwickelt haben und sozusagen eingeschlafen sind. Im Fall von Antiochia hatten sie hundert Jahre später das fünfzig Kilometer weiter südlich Medellín gegründet, wesentlich günstiger gelegen, und das hat sich in der Tat weiterentwickelt: zur zweitgrössten Millionenstadt in Kolumbien und Welthauptstadt im Drogenhandel.
Um sieben gehts los, zu viert, sind drei Stunden Fahrt, und mich überkommt wieder die grosse Müdigkeit.
"Medellín ist gut", meint er, "besser als Bogotá. In Medellín triffst du Leute, die auch so drauf sind wie du."
Die Atmosphäre in Medellín sei besser als die in Bogotá, in Medellín gebe es nicht soviel Armut wie in Kolumbiens Hauptstadt dreihundert Kilometer weiter. Wir kommen in die Stadt. Seine Elensviertel hat Medellín aber auch.
Ich hab noch drei Monate Visum in Kolumbien, eigentlich müsste ich noch nicht sofort weiter. Tschau, danke fürs Mitnehmen, ich bin im Zentrum.

Medellín. Eine kolumbianische Millionenstadt hab ich mir ehrlich gesagt schmutziger vorgestellt. Und sogar mit Fussgängerzone. Flohmarkt ist, sind wohl gerade am Aufbauen. Zwei
morenos mit Rucksäcken kommen vorbei, wir kommen ins Gespräch. Morenos - so heissen hier sie Schwarzen, die einen guten Schuss Spanien oder Mestizen mit im Blut haben. An der Küste stellen sie die Bevölkerungsmehrheit, hier im Binnenland sieht man sie selten. Die Bevölkerung an der Küste hat sich in den letzten vierhundert Jahren gründlich durcheinander gemischt, Kolumbien trennt dort schon lange nicht mehr nach schwarz oder weiss. Der eine ist aus Barranquilla, erzählt er.
"Ich weiss, wie das ist, allein in einer grossen Stadt im fremden Land" - er war einmal in Guayaquil, Ecuador. Hängt aber schon seit einem halben Jahr in Medellín rum. Den anderen stellt er mir als Floyo vor,
punquero, Punker, aus Medellín. Hat schon viel von den Punks aus Berlin gehört und ist ein bisschen neidisch, weil die sich ihren Irokesen grün-blau-rot färben können. Mit seinem Haar geht das nicht, und bei der dunklen Gesichtsfarbe würde das wohl auch nicht so gut aussehen. Floyo ist eher still, nicht so gesprächig wie sein Kumpel.
"Nach Bogotá willst du?", fragt er, als ich ihm von der Adresse des Kolumbianers aus dem Knast in Nicaragua erzähle, "Bleib doch ein bisschen in Medellín. Medellín ist ganz gut drauf."
Ich nehme ihr Angebot an. Irgendwie hab ich heute auch keinen Bock, nach Bogotá zu trampen.
Sie zeigen mir ein bisschen Medellín. Erstmal zu den Markthallen, dort kann man sich gut Früchte organisieren. Ist aber noch nichts los am Obstmarkt.
"Hast du Lust zu baden?" Hey, das war ne Idee, hab mich vor zwei Tagen im Río Cacarica das letzte Mal waschen können. Sie wissen eine Stelle, ist etwas weit, wir müssen den Bus nehmen.
"Sauberes Wasser?", frage ich.
"
Sisa", meint Barranquilla, das ist sein Spruch, das hat er die ganze Zeit drauf. heisst ja, und sisa ist der Name irgendeiner bescheuerten Droge, den Drogen scheinen die beiden ja nicht gerade abgeneigt zu sein. Nun, hier ist Kolumbien, denke ich mir, in manchen Ländern ist Alkohol die Volksdroge, in anderen Opium, und hier halt Marihuana, cocaina und bazuka. Andere Länder, andere Sitten, andere Gesetze. Obs in Kolumbien anders zuginge, wenn die Drogen verboten wären? Glaub ich kaum, so sind sie halt nur legal.
- Damit jetzt keiner auf die Idee kommt, das stimmt: Drogen sind auch in Kolumbien verboten, nur zu der Zeit dachte ich noch, die wären legal. "Drogen in Kolumbien", das ist ein Teil Amerika. In den USA ist das einzige, was du von den Leuten über Kolumbien hören kannst, dass es das Land ist, wo nix als massenweise Drogen herkommen. In Mexico hab ich dann zum ersten Mal die Version gehört, dass in Kolumbien die Drogen legal sind. Dieses Gerücht - so erfolgreich weil so einleuchtend, hält sich auch in Mittelamerika und Panamá, erstaunlich nahe an Kolumbien ran. Tatsache ist wohl, dass es in Kolumbien lauter verschiedene Guerilla-Gruppen gibt, die Teile des Landes kontrollieren und die den Drogenanbau decken. Hunderttausende Kolumbianer leben vom Drogenanbau.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Medellin, Millionenstadt in Kolumbien und eine der bedeutendsten Zentren des Drogenhandels.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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