Schlüsselwörter dieser Seite:     Kolumbien 1988 Medellin Markthallen Küstensprache Drogen

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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27 - Fussball und Moskitos - zu Fuss nach Südamerika

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14

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Wir holen uns ein bisschen Obst von den Markthallen, die beiden sind gut bekannt. Avocados liegen rum, Mangos auch, einer spendiert eine Handvoll Zitronen, auch der Typ, der uns eine Tüte Bananen mitgibt ("¡Hola, yo soy Jesse Jackson!") ist gut drauf. Früchte, die sie nicht mehr verkaufen können.
Medellín ist ziemlich warm, liegt nur tausend Meter hoch. Wir fahren im Bus ein paar Strassen bergauf, dort wo das Wasserwerk ist, ein Bach mit recht sauberem Wasser kommt den Berg runter. Baden, sonnen, Bananen essen. Meine achtzehn-Taschen-Jacke finden sie gut. Ich hab nicht viel im Rucksack und zeige ihnen die alten zerrissenen Klamotten, und sie zeigen mir auch, was sie im Rucksack haben - Hosen, Hemden, sogar sorfältig gefaltet, Decke zum Schlafen. Barranquilla ist sogar verheiratet, Witz, denke ich, seine Frau lebt in Cancán, einem Dorf im Department Antiochia. Ich muss aufpassen, dass ich keinen Sonnenbrand krieg, diese Probleme haben die beiden ja nicht.
Reinrassige Schwarze leben in Kolumbien nur noch in den sehr abgelegenen Gebieten in Chocó, Nordwest-Kolumbien. Übrigens gibt es auch in Kolumbien wie in Honduras eine eigene Sprache, die von den
morenos an der Küste gesprochen wird: Costeño, die Küstensprache.
Vier wirds sein, wir gehn wieder runter. "Platz zum Pennen wisst ihr?" - "
Sisa, kein Problem." Wir setzen uns auf die Treppen vor der alten Kirche am Bolívar-Platz. Die älteste Kirche, die in Kolumbien rumsteht.
Zwei Omas kommen an, die eine unterhält sich ein bisschen Weilchen mit Barranquilla. Eine paar nette Worte. Als sie weitergehen, meint Barranquilla zu mir: Die sind genauso bürgerlich wie die anderen abgefuckten Typen auch. Die sind kein bisschen besser als die Bonzen."
"Wieso, dadurch, dass sie sich mit uns unterhält, zeigt sie doch, mit wem sie sich lieber unterhält", meine ich, katastrophales Spanisch habe ich jetzt drauf, das ist klar.
Floyo: "Die ist genauso abgefuckt wie alle andern auch. Die ist kein bisschen besser. Die will nur ihr Gewissen beruhigen, deshalb spricht sie mit uns, aber in Wirklichkeit will sie nichts mit uns zu tun haben."
Ach, diese Denkweise. Ist mir unsympatisch.
Sie zeigen mir, wie aus Drahtresten Kettchen gedreht werden. Barranquilla: "Sowas mach ich schon seit über zwanzig Jahren. Seit ich sechs bin. So verdient man sich sein Essen in Kolumbien."
Komisch sehen wir nicht aus, wir drei mit unseren schäbigen Rucksäcken. Das gehört in Medellín zum Strassenbild. Komisch sehe nur ich aus, weil ich blonde Haare habe und dadurch, anders als in Costa Rica, als Ausländer auffalle.
Einer kommt vorbei und unterhält sich mit den beiden, auch über mich. Glaubt wohl, ich versteh kein Spanisch. "Habt ihr schon gekuckt, ob er interessante Sachen im Rucksack hat?" Murmelmurmel, die beiden antworten recht verlegen.
Ein paar
cuadras* weiter ist der Markt, wo es abends für die Leute von der Strasse günstig Essen gibt. Was ich gut finde, ist, dass die beiden mir Essen spendieren - etwa hundert Pesos, okay, das ist nicht viel, aber ich denke mir, für sie ist es viel Geld. Und ich bin satt.
Eine Stunde später sind wir in einer Art Café und ich entdecke, dass das OP-Tuch mit Jens Tischlers kleines rotes Taschenmesser nicht mehr in der Jacke ist. Im Rucksack auch nicht. Zarkon, ich Trottel, wenn man nicht voll bei der Sache ist, Mann, hier ist Kolumbien! Das ist die Müdigkeit, hab ich ihnen da oben tatsächlich das Messer gezeigt, und Barranquilla hats wieder in das OP-Tuch eingewickelt. Mit Barranquilla kann man reden, man muss nur vorsichtig bleiben. Ich erzähl ihm von Jens Tischler, kriegs sogar noch soweit, dass er nochmal seinen ganzen Rucksack auspackt. Vielleicht hat er es da oben ja aus Versehen eingesteckt. Nix. "Bei dir auch", meint er zu Floyo. Punki macht seine Tasche auf, fingert kurz drin rum und lässt mich dann bereitwillig drin suchen. Und ich finde - das OP-Tuch. Natürlich ohne Messer. Tut mir leid, Barranquilla.
"Ach, ist ja egal, das wird da oben rausgefallen sein. Jetzt ist es schon dunkel, aber morgen früh gehen wir rauf und suchen es", meint Barranquilla.
"Platz zum Pennen wisst ihr?"
"
Sisa, kein Problem. Bist du müde?"
Kann man wohl sagen. Milch und so ne Art Kuchen spendiert er mir noch. Was auch sein kann, ist, dass sie das Messer eben auf dem Flohmarkt für dreitausend Pesos verscheuert haben, um sich damit Drogen kaufen zu können.
Wir gehen durch die halbdunklen Strassen vom Libertadores-Stadtviertel, langsam kenn ich mich in dieser Stadt fast schon aus. Das ist nicht schwer, denn die Stadt ist wie so viele in Amerika quadratisch angelegt und die Strassen haben Nummern. Zum Schlafen haben sie sichtlich noch keine Lust, klappern ein paar Leute ab, setzen sich irgendwo auf ein paar Treppen und rauchen ihr Drogen-Zeugs.
"Nosotros consumimos drogas todos los dias", meint Barranquilla zu mir, "para que podemos dormir**". Die Strassen sind ruhig, nur ab und zu rauschen ein paar Taxen vorbei. Bei einem Haus klettern sie über den Vorgartenzaun, wir gehen einen kleinen Hang rauf zum Haus, dick mit Säulen und Treppen, wie das Neustädter Rathaus, eine dunkle Ecke. "Hier sind wir sicher, hier kannst du dich hinpacken und pennen."
Es wohne keiner drin, nur eine alte Oma, die drauf aufpasse. Die beiden setzen sich wieder hin und rauchen ihren
bazuka-Kram. Mensch, bin ich müde. Ein älterer Typ kommt auch noch an, packt sich neben mich. Wir unterhalten uns ein bisschen, nachdem er rausgekriegt hat, dass ich überraschenderweise doch Spanisch spreche. Mich nervts, denn im Prinzip will er nur wissen, was es in Deutschland für eine Währung gibt und ob ich Dollars mit mir rumschlepp. Verdammt, bin ich müde.
Es macht die Story jetzt spannender, wenn ich schreibe, dass ich vor lauter Müdigkeit eben vergessen habe, die Tüte mit dem zweitrangigen Papierkram aus dem Rucksack zu holen, was ich sonst immer mache. Landkarten, Briefe. Das Täschchen mit dem hyper-wichtigen Papieren, Reisepass und so, ist noch in der Jacke und nicht am Körper. Die Jacke, die ich nicht anhabe, denn sie dient mir zusammen mit dem Handtuch aus West Virginia als Kissen. Später werde ich merken, dass ich mir tatsächlich noch die Mühe gemacht hab, den Schlafsack auszurollen, um mich draufzulegen.

* Strassenblocks. Medellín ist schachbrettartig aufgebaut, 1 cuadra = 80 m.
** Wir nehmen täglich Drogen, damit wir schlafen können.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Medellin, Millionenstadt in Kolumbien und eine der bedeutendsten Zentren des Drogenhandels.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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