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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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28 - Schuster in Kolumbien - Bogotá

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03

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Hin und wieder gab es Neuigkeiten von Dagoberto. Seine Tour stand meiner in nichts nach. Über Panamá und Costa Rica war er nach Nicaragua gekommen, wo er erwischt und Monate später wieder nach Costa Rica abgeschoben wurde. Ein paar Wochen danach sass er mit einem kubanischen Kumpel im Boot, umschiffte Nicaragua und lag nachts schliesslich irgendwann vor einer Küste, von der sie dachten, es wäre die von Florida. Sprangen ins Wasser und schwammen an Land, und die Leute, die sie empfingen und zur Polizei brachten, waren Schwarze. Und sie sprachen auch nicht Englisch, wie sie dachten, sondern Garífuna - weil sie in Honduras gelandet waren, bei den Schwarzen, die nie Sklaven gewesen sind. Zwei Tage waren sie dort gefangen, die Spur des Kubaners verlor sich.
Irgendwann bekamen wir eine Postkarte aus Guatemala, wo Dagoberto ein paar Mexikaner kennengelernt haben musste, die ihn danach über die Grenze nach Mexico brachten. Den nächsten Anruf bekamen wir aus Monterrey, hundert Kilometer vor Texas, von wo er schliesslich in die USA kam: sein nächster Brief war in Brownsville, Texas, abgestempelt. Er hatte Arbeit, verdiente fünfundzwanzig Dollar am Tag.
Das tollste Erlebnis des ganzen Jahres hatte ich dann eines nachts, als ich um halb eins noch dabei war, Brillenetuis aus Lederresten zu machen und auf einmal das Telefon klingelte. Ich hatte erst gar nicht begriffen, wer da am Telefon war.
- Nein, Chato und die sind schon alle im Bett, die señora auch, ich bin als einziger noch auf.
- Ja, äh, hier ist der costeño.
- Costeño? Dagoberto? Colombia??!
Wir hatten uns ja im Knast mit unseren Ländernamen angeredet.
- Ja, mit wem sprech ich denn?
- Mit Alemania - äh-, hm, wie bringt man das jetzt, du erinnerst dich noch an das Gefängnis in Nicaragua vor vier Monaten?
- Nicaragua? Ja-
- Ich bin Alemania, der mit dir da eine Woche zusammen war!
Und er musste überlegen. Bis heute hatte er ja keine Ahnung, dass ich hier schon drei Monate bei seinen Leuten in Bogotá war.
- Ah, ¡Alemania! ¡¿Cómo estás?!
Salvador hatten sie nach mir auch wieder entlassen, und Niño auch, nach Guatemala. Colombia jetzt in Houston, Texas, und wollte weiter nach New Jersey. Zwei Wochen später meldete er sich nochmal, aus Louisiana.

Norbert schickte mir Landkarten von Südamerika. Nett waren auch die Anrufe von den Leuten vom Forum. Sie hatten sich auf Norberts Initiative zu zehnt getroffen, um in Kolumbien anzurufen. Auch Ilka, Matthias und Jochen waren dabei. Als ich Eckhart fragte, ob ich denn weiter Briefe ans Forum schreiben sollte, war er etwas verwirrt, denn er erinnerte sich nicht mehr daran, was er mir bei meinem Abschied vor einem Jahr im Rackersberg gesagt hatte, meinte aber geistesgegenwärtig: Hä?! Ja- äh- weitermachen!

3. September 1988
Ich hatte ihnen bestimmt zehnmal erklärt, dass ich enorme Schwierigkeiten bekommen würde, wenn ich mein Visum auch nur einen Tag überziehen würde. Sie wollten es natürlich drauf ankommen lassen, dass ich es nicht mehr bis zur Grenze nach Cali schaffen würde, und stattdessen in Bogotá drei Monate verlängern lassen müsste. Womit ich natürlich weitere drei Monate bei ihnen in Bogotá geblieben wäre.
Das war nett gemeint, aber ich wollte trotzdem weiter. Irgendwelche Bekannten von quer gegenüber meinten eine Woche lang jeden Tag, sie würden morgen um vier mit dem Auto nach Ecuador fahren, und so wartete und wartete ich, bis ich wirklich absolut spät dran war und am Ende den Nachtbus nach Cali nehmen musste.
Alex, der jüngste Sohn von Doña Empera, war in Cali verheiratet, mit Maria Elena, die dort eine kleine Boutique in einem Einkaufscenter hatte. Ich besuchte sie am Morgen in ihrem Sportartikelgeschäft und gab ihr eine Nachricht von Alex. Das Mädchen war sehr überrascht und verunsichert, Alex hatte ihr nichts gesagt. Sie hatte tierische Angst, dass ich Alex erzählen würde, dass sie heimlich einen Freund hatte, aber ich konnte sie beruhigen. Warum sollte sie sich nicht dasselbe Recht herausnehmen dürfen wie Alex, wenn er monatelang in Bogotá war? So gerne ich Alex mochte, auf dieser Ebene gab es Grenzen.
Sie riet mir, den Stadtbus zur Uni Valle zu nehmen und von dort aus nach Ecuador loszutrampen. Ich hatte immerhin noch etliche hundert Kilometer schwere Andenstrassen bis Ecuador vor mir. Und nur noch zwei Tage Visum. Ich lief aus der Stadt heraus und sie hatte recht, ich war schnell auf der freien Strecke nach Pasto. Niemand hielt an. Hm. Kolumbien. Gab wahrscheinlich auch hier irgendwelche Guerilla-Gebiete in der Nähe.
Ich trampte nicht grundsätzlich alle Wagen an. Bei manchen Autos hatte ich schon von weitem ein schlechtes Gefühl und Trucks konnten nur schwerlich auf freier Strecke anhalten. Doch heute trampte ich in meiner Verzweiflung auch die Trucks an - und tatsächlich, ein Trucker sah mich, gab mir kurz ein Zeichen, bremste und kam etliche hundert Meter weiter zum Stehen. Ein Sattelschlepper, der in voller Fahrt auf freier Strecke anhielt! Absolut ungewöhnlich, ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Sie waren zu dritt vorne und winkten mich herum, ich sollte mit meinen Sachen auf die Aufladefläche hinter die Kabine springen und mich dort hinsetzen. Also im Kupplungsbereich zwischen Kabine und Hänger. Kaum war ich dort aufgesprungen, fuhren sie weiter.
Ich dachte schon, dort hinten sollte ich bis Pasto mitfahren, vierhundert Kilometer. Aber nach ein paar Kilometern hielten sie an und richteten mir einen Platz im Hänger her. Er war voll beladen mit Kisten, in denen sich Büchsen und Kanister mit Schmieröl befanden. Die vordere Plane liess sich etwas öffnen, sodass ich oben auf die Kisten klettern und vorne heraussehen konnte.
Es war ein sehr schöner Tramp. Im Truck zu sitzen gab schon immer das Gefühl, king of the road zu sein, aber oben auf dem Hänger war ich noch höher und hatte eine absolut prächtige Aussicht. Und Kolumbiens Berge waren wirklich schön.
Santander, Popayan. Die Strasse wurde schwieriger, kurviger, ungeteert. Der Truck kam streckenweise nur sehr langsam voran. Er war den ganzen Tag unterwegs. Die Fahrer wechselten sich ab und leisteten Schwerstarbeit. Sie kamen schon von Cartagena.
In Kolumbien kam es öfter zu Überfällen auf Trucks. Je mehr Personen mitfuhren, desto sicherer waren sie vor solchen Überfällen. Daher hatten sie auf freier Strecke angehalten und mich mitgenommen. Und da ich Ausländer war, hatten sie gleich vermutet, dass ich die Panamericana bis mindestens bis Pasto fahren wollte.

5. September 1988
Nach fünfundzwanzig Stunden Fahrt kamen sie am Vormittag in Pasto an. Pasto lag nur noch gut hundert Kilometer vor der Grenze von Ecuador und es war der letzte Tag, an dem ich noch legal in Kolumbien war. Ein Lkw nahm mich nach Pedregal mit, ein Pick-up bis Ipiales. Aus Ipiales lief ich raus und erreichte zu Fuss nach etlichen Kilometern am Nachmittag des allerletzten Tages die Grenze von Rumichaca.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Pasto in Kolumbien. Der Truck, der mich von Cali mitgenommen hatte, hielt auf diesem Platz an.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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