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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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30 - Land der Inkas - einmal durch Peru

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07

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Morgen. Ich will eigentlich früh los, weil ich keine Lust hab, die angeblich zwei, also drei Stunden nach Huarmaca in der Mittagssonne hochzuhecheln. Witzig sind sie auch noch: sperren mich abends ein und haben am Morgen angeblich keinen Schlüssel, um wieder aufzuschliessen.
Aber wer gut ist, kann die Tür auch ohne Schlüssel aufmachen, idiotensicheres System, haben wir schon bei Ernst Wenzel im Rackersberg gelernt, und ab gehts den Pfad nach oben. Aber ein bisschen schneller als gestern Abend.
Am Mittag bin ich endlich in Huarmaca - und die Leute sind fast genauso freundlich wie in Tolingas und bringen mich direkt zur Landpolizei, der
Guardia Civil. Ein besonders diensteifriger - Bulle - will auch genau wissen, was ich alles im Rucksack hab. Genauer noch als die Nicas, denen ich ja immerhin den wichtigsten Zettel, die Erlaubnis vom honduranischen Coronel Sánchez, verheimlichen konnte. Die Paketschnur hält auch er für ne Zündschnur. Und jede einzelne Schneckenfotokapsel muss geöffnet werden.
"Hast du keinen Fotoapparat?"
"Nein, ich mal die Landschaft immer ab." Idiot. Kann ich nicht einmal die Fresse halten, nur ein einziges Mal?
"Ah, du kannst also zeichnen? Und wo sind deine Bilder?"
"Haben sie mir in Kolumbien geklaut." Das stimmt sogar.
"Du bist aber gestern beobachtet worden, wo du dich an den Wegrand gestellt und einen Berg und einen Baum abgezeichnet hast."
"So, wer hat denn das beobachtet?"
"Ja, den werden wir gleich bringen."
"Hier hat der nix zu suchen, den könnense gleich zum Augenarzt bringen."
Natürlich kuckt das ganze Dorf zu, als ich vor ihm auf dem Tisch meine ganzen Sachen auspacken darf. Ich trödel mit Absicht - hab eh keine Lust, jetzt in der Mittagssonne loszulatschen. Und ich werde sofort losgehen, auf dem direkten Weg aus dem Dorf, weil sich in den nächsten Minuten gleich die Gerüchte verbreiten werden, was ich alles für tolle Sachen im Rucksack hab - besonders die Kugelschreiber.
Nein, und jetzt auch noch die Sachen aus der Jacke - jetzt hab ich bald kein Bock mehr. Bulle. Endlich kommt sein Chef an und sagt ihm, dass ich die Sachen aus der Jacke nicht auch noch auspacken sollte. Nur Reisepass und Visum, und er erklärt dem anderen Bullenseppl erstmal, was das überhaupt ist.
Mein Problem ist, dass ich immer dringender aufs Klo muss, aber natürlich jetzt meine Sachen nicht alleine lassen kann. Als ich aus dem Häuschen endlich entlassen werde, gehe ich mit einigen Leuten die Strasse Richtung Ortsausgang entlang. Irgendwann befinde ich mich in einem Haus. Aber aufs Klo gehen kann ich hier auch nicht. Zwanzig oder dreissig Leute würden mir zukucken! Ich muss los, so schnell wie möglich aus dem Dorf.
Hier verirren sich wirklich nur ganz selten Fremde in die Gegend... naja, kein Wunder. Als ich aus dem Dorf herauslaufe, kommt eine Horde von hundert oder hundertzwanzig Kindern hinter mir her.
Ich gehe einfach weiter, immer weiter die Strasse entlang. Bald sind es nur noch vierzig Kinder. Zwanzig. Fünfzehn. Zehn. Sechs . Drei. Zwei. Eins. Und Ruhe, nochmal umdrehen - und endlich pissen!!!
Obwohl ich den ganzen Nachmittag laufe, erreiche ich die Hauptstrasse am Abend nicht. Autos sind keine vorbeigekommen. Es wird dunkel und ich gehe zu einigen kleinen Lehmhäusern etwas oberhalb der Strasse. Es wird dunkel. Mist, nur lauter Kinder oder ängstliche und total scheue Frauen. Ha, da, an der Türe, endlich ein Typ "männlich, erwachsen". Heute kein Mond, in zehn Minuten wird es dunkel sein.
"Guten Abend, ich komme gerade von Huarmaca gelaufen, bin den ganzen Tag unterwegs gewesen und meine Beine sind schwer und müde."
"Ja. Ja, das müssen sie auch sein."
Die Landbevölkerung bis Canchaque war sehr christlich eingestellt gewesen und so eine Sprache fand ich eigentlich ziemlich angemessen. Ich hatte es in einer vergleichbaren Gegend auch noch nie erlebt, dass sich nach so einem Satz kein Gespräch entwickelte. Verstanden hatte der ältere Mann, was ich gesagt hatte.
"Also, es ist so: ich müsste zu der Hauptstrasse, aber das ist ja noch weit, das werd ich heut Abend wohl nicht mehr schaffen."
"Nein, die Hauptstrasse ist gleich da unten, das ist ganz nah, du kannst diesen Pfad da langgehn, da kürzt du die Strasse ein bisschen ab."
Fünfzehn Minuten Pfad, ich erreiche die Strasse wieder, ein paar Häuser sind noch da. Mist, einige sehen mich und beginnen, mich zu verfolgen. Miese Situation. Aber jetzt ist es gleich total dunkel, nur noch die Sterne.
Zwei Typen nehmen die Verfolgung auf, kommen hinter mir her, vielleicht siebzehn Jahre alt, haben natürlich keinen Rucksack zu schleppen und holen langsam auf. Mist, selbe Situation wie gestern hinter Tolingas. Ich gebe nicht auf und laufe weiter, schliesslich habe ich nur einen halben Tag Strecke hinter mir. Die hinter Tolingas hätte ich auch abhängen können. Meine Augen sind gut an die Dunkelheit gewöhnt. Ein weiterer Vorteil. Und sie unterhalten sich laut, sind wahrscheinlich sogar betrunken. Mist, auch das noch, sie dürften gefährlich sein. Nein, auf keinen Fall stehenbleiben, ich laufe weiter.
Sie hinter mir her. Der Abstand verkürzt sich immer weiter, bald sind es nur noch zweihundert Meter. Rennen können sie nicht, es ist zu dunkel. Hören können sie mich genau. Ich sehe lieber zu, dass ich schnell gehe und entscheide mich dagegen, leiser und langsamer zu gehen. Sie merken auch, dass ich sie nicht mehr sehen kann, nur noch hören. Eine Zeitlang ist Stille. Haben sie aufgegeben? Wo sind sie? Haben sie mich lautlos eingeholt? Meine Ohren sind sicher schlechter als ihre. Indianer hören besser. Und sie können lautlos schleichen.
Da, einer ist auf die Schnauze geflogen. Endlich wieder ein Geräusch, aber unangenehmerweise noch näher als vorhin. Inzwischen ist es stockdunkel und da sie stolpern, scheinen sie bis vor kurzem noch ein einem beleuchteten Raum gewesen zu sein, ihre Augen noch nicht so gut an die Dunkelheit gewöhnt wie meine. Die Erosionsrinnen auf dem Weg sind tief. Ich muss selber aufpassen, dass ich nicht hinfliege. Ein paar Meter weit kann ich immerhin noch sehen.
Nochmal haut es sie auf die Schnauze. Und gleich nochmal. Sehr schön. Ich gewinne immer mehr. Der Abstand vergrössert sich wieder. Jetzt laufen sie vorsichtiger und langsamer. Irgendwann höre ich schliesslich, dass sie aufgeben und wieder den Rückweg antreten. Ich war wohl besser als sie und bin ihnen entkommen.
Sie gehen tatsächlich zurück. Ich schleiche noch hundert Meter weiter, verlasse die Strasse, gehe lautlos rechts den Berg herunter, auf dem ausser Stachelgewächsen nicht viel wächst. Neben ein paar Kakteen suche ich mir einen Platz zum Schlafen und lege mich hin. Hier wird mich niemand mehr finden. Zum Glück haben die keine Hunde.
Am Morgen stehe ich früh auf und wandere noch glatte drei Stunden, bis ich endlich, vielleicht fünfzig Kilometer hinter Huarmaca, die Hauptstrasse erreiche. Dort leben wieder aufgeschlossene Leute und sie reden nicht gerade sehr hochschätzend von den Leuten in den Bergen von Huarmaca.
"Das sind reine Indianer, aber die können nichts, weder Kechua noch Aimará noch sonstwas, die können wirklich überhaupt nichts!"
Kechua scheint bei den Peruanern hoch im Kurs zu stehen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Bagua Grande am Osthang der Andenkette in Nord-Peru

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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