Schlüsselwörter dieser Seite:     Bolivien 1989 Oruro arbeiten Chef Akuli Pause tarea Akkordarbeit Steineklopfen

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

31 - Tarea in Oruro - Arbeit auf dem Altiplano

Seite:

 

02

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

Kapitel in Band 3:

 
Seiten dieses Kapitel:

01 02 03 04 05 06 07 08 09

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 Epilog

01 02 03 04 05 06

vorige Seite        nächste Seite          


Oruro liegt dreitausendsiebenhundertzwanzig Meter über dem Meeresspiegel und ich dachte, mir würde vielleicht irgendwann mal die Luft ausgehn - aber dieser Moment kam irgendwie nicht.
Wer aber kam, war viel schlimmer - aus La Paz: Félix, der andere Chef. Der, der uns auch auszahlt und sehen will, ob wir auch gut arbeiten. Félix heisst er nur, wenn er dabei ist. Sonst nennen sie ihn
Casco - "Schutzhelm", weil er der einzige weit und breit ist, der dick mit leuchtend gelbem Schutzhelm rumläuft. Dass der Casco beliebt ist, kann nicht gerade behauptet werden: er bringt es fertig, stundenlang neben uns zu stehen und zuzuschauen, wenn wir den Graben wieder zuschaufeln.
Der
Casco lässt keine Pausen zu. Der andere Chef hatte das mit dem akuli irgendwie noch toleriert und nichts gesagt, war auch öfters mal weggegangen. Wenn er da war, hat er auch mal selber mitgeschaufelt. Es ist ein richtig mieses Gefühl, sich beim Graben-zuschaufeln von einem Typen beobachten zu lassen, der nur bezahlt wird, um neben uns zu stehen und uns zu überwachen. Und natürlich nichts selber arbeitet und dafür dann mehr Lohn bekommt.
Endlich sind wir mit dem Zuschaufeln fertig und er teilt die Gruppe auf. Neun von uns sollen alleine nach oben gehen, fünf Blocks weiter, und dort den Graben von gestern zuschaufeln. Dieser
Casco macht einen total fertig.
"Ja, hopp, ist doch gut, gehn wir nach oben."
Ich soll mit. Na gut, gehn wir eben nach oben.
Wenn sie nicht so schnell gehen würden, könnten sie zehn Minuten für den Weg brauchen... warum gehen die denn so schnell, der
Casco ist doch mit den anderen Arbeitern unten geblieben? Vielleicht haben sie Angst, dass er nachkommt und sie beim Trödeln erwischt. Komischen Weg gehen sie. Ich wäre ja jetzt links gegangen.
Sag mal, warum bin ich eigentlich total fertig und langsam und tierisch froh über die paar Sekunden Pause, und die freuen sich, dass sie nach oben gehen dürfen und dort weiterarbeiten?
Noch ein Block quer -
"Hier?"
"Ja, hier, das ist gut."
"Alles hinsetzen,
akuli!"
"Hopp, hol die Liste raus!" - Lima hat
pastelitos dabei, Gebäck von Zuhause, bezahlt wird am nächsten Zahltag... Wenn der Casco weg ist, werden die Pausen also nachgeholt.
Wenn der
Casco zum Kontrollieren kommt, ist er schon von weitem in der Menschenmenge auf der Hauptstrasse auszumachen: seinen gelben Schutzhelm hat er immer auf.
Anfang der zweiten Woche kommt es dann ganz dick: jetzt gibt der
Casco uns die tarea : keine 3,50 Meter langen Stücke, sondern fünf Meter, wenn auch nur 1,10 Meter tief. Hugo und ich wollen zusammenarbeiten und zehn Meter machen.
Wir wechseln uns ab, es ist wirklich sehr schwere Arbeit. Wir haben bei der Vergabe wieder Pech gehabt, die Erde ist sehr schwer, mit blöden Steinen drin, die erhoffte Sandschicht kommt und kommt nicht. Bis ganz unten müssen wir mit der Spitzhacke arbeiten, es wird halb acht, aber wir schaffen es.
Hugo hat am nächsten Tag keine Lust mehr, das mit dem
Casco ist ihm zu schwer. Er will sich woanders Arbeit suchen. Ich habe das Gefühl, dass ich am Ende sogar etwas mehr geschafft habe als Hugo, der vier Monate hintereinander mit Spitzhacke und Schaufel gearbeitet hat.
Ich kann es kaum glauben - ich habe da vier Kubikmeter feuchte, schwere Erde an einem Tag rausgeholt, so schwer hab ich wohl noch nie gearbeitet. Und das ausgerechnet auf fast viertausend Meter Höhe.
Den ganzen Donnerstag sind wir dabei, Gräben zuzuschaufeln. An sich keine sehr harte Arbeit, von Natur aus viel leichter als Gräben auszuheben. Aber fast den ganzen Tag ist der
Casco dabei - es kann ihm nicht schnell genug gehen. Bescheuert ist das - du bist gezwungen, den Moment abzuwarten, wenn der Casco mal wegkuckt oder vielleicht mal für fünf Minuten woanders hingeht - keiner arbeitet dann mehr. Schon am Mittag bin ich vollkommen groggy. Es ist bei ihm einfach nicht möglich, auch nur einen kleinen Ansatz von Arbeitsrhythmik zu entwickeln.
Es spricht sich das Gerücht rum, dass wir morgen wieder
tarea bekommen. Nein - so jedenfalls nicht. Ich gehe nach Hause und pack mich erstmal, vollkommen fertig, in den Schlafsack.
"Wenn sie morgen wieder
tarea geben, dann kommst du um zwölf, dann helfe ich dir am Nachmittag", versucht mich Hugo aufzumuntern.
"Ich weiss nicht. Es kommt auf die Tiefe an. Ich glaub, wenn er uns mehr als einen Meter gibt, werd ich gar nichts machen. Ich bin absolut fertig. Naja, muss mal sehn, wie ich morgen drauf bin... "
Der
Casco gibt immer fünf Meter lange Stücke, und siebzig Zentimeter breit müssen sie auch immer sein. Nur die Tiefe variiert. Allerdings wäre ein Meter oder noch weniger nicht sehr wahrscheinlich.

Freitag morgen. "Also, mit dir und mit dir, wir gehn nach oben, ja, Vicente, auch mit dir, Francisco auch mit nach oben...", manchmal spricht der
Casco ein bisschen komisch. Er sagt auch taréu statt tarea.
Acht Leute sollen also mit nach oben kommen. Der
Casco selber will mit den Arbeitern, die Gummistiefel haben, unten bleiben und im Wassergraben arbeiten. Vicente beschreibt er kurz, wohin wir gehen sollen, wir gehen schön brav hoch, aber wir wissen immer noch nicht, was wir da machen sollen. Spannung. Vielleicht Gräben zuschaufeln?, das wäre gut. Hoffentlich Gräben zuschaufeln. Es ist ein Stadtviertel am Hang.
Fünf Minuten später wissen wir bescheid, als ein Typ mit Metermass und Leine ankommt... der
Casco kommt dann auch - klar, anders konnte es nicht kommen:
"
Taréu."
Tiefe: 1,10 Meter.
Warum akzeptiere ich ein fünf Meter langes Stück
tarea, wo schon vorher klar ist, dass hier am Hang alles voll mit Steinen ist, die man nur mit der Spitzhacke rausklopfen kann? Warum bin ich so blöd und akzeptiere drei Komma acht Kubikmeter Steineklopfen auf dreitausendsiebenhundertvierzig Meter Höhe, die ganze Zeit unter der Sonne, die hier am Mittag senkrecht steht?
Weil ich ein Trottel bin.
Am Mittag habe ich vielleicht zwanzig oder dreissig Zentimeter Tiefe geschafft, aber es zeichnet sich kein bisschen Besserung ab, der Boden ist voller Steine. Also, so bringts das jedenfalls nicht.

Nächste Seite




 

Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Oruro, eine Stadt auf dem Altiplano in Bolivien, gemalt 1989, Blick nach Süden auf die Hochebene. Im Vordergrund die Gräben der Kanalisation, die wir ausgehoben hatten.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
Links zu allen Einzelseiten: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10   11 12 13 14 15 16 17 18 19 20   21 22 23 24 25 26 27 28 29 30   31 32 33 34 35 36 37 38 39 40   41 42 43 44 45 46 47 48 49 50   51 52 53 54 55 56 57 58 59 60   61 62 63 64 65 66 67 68 69 70   71 72 73 74 75 76 77 78 79 80   81 82 83 84 85 86 87 88 89 90   91 92 93 94 95 96 97 98 99 100   101 102 103 104 105 106 107 108 109 110   111 112 113 114 115 116 117 118 119 120   121 122 123 124 125 126 127 128 129 130   131 132 133 134 135 136 137 138 139 140   141 142 143 144 145 146 147 148 149 150   151 152 153 154 155 156 157 158 159 160   161 162 163 164 165 166 167 168 169 170   171 172 173 174 175 176 177 178 179 180   181 182 183 184 185 186 187 188 189 190   191 192 193 194 195 196 197 198 199 200   201 202 203 204 205 206 207 208 209 210   211 212 213 214 215 216 217 218 219 220   221 222 223 224 225 226 227 228 229 230   231 232 233 234 235 236 237 238 239 240   241 242 243 244 245 246 247 248 249 250   251 252 253 254 255 256 257 258 259 260   261 262 263 264 265 266 267 268 269 270   271 272 273 274 275 276 277 278 279 280   281 282 283 284 285 286 287 288 289 290   291 292 293 294 295 296 297 298 299 300   301 302 303 304 305 306 307 308 309 310   311 312 313 314 315 316 317 318 319 320   321 322 323 324 325 326 327 328 329 330   331 332 333 334 335 336 337 338 339 340   341 342 343 344 345 346 347 348 349 350   351 352 353 354 355 356 357 358 359 360   361 362 363 364 365 366 367 368 369 370   371 372 373 374 375 376 377 378 379 380   381 382 383 384 385 386 387 388 389 390   391 392 393 394 395 396 397 398 399 400   401 402 403 404 405 406 407 408 409 410   411 412 413 414 415 416 417 418 419 420   421 422 423 424 425 426 427 428 429 430   431 432 433 434 435 436 437 438 439 440   441 442 443 444 445 446 447 448 449 450   451 452 453 454 455 456 457 458 459 460   461 462 463 464 465 466 467 468 469 470   471 472 473 474 475 476 477 478 479 480   481 482 483 484 485 486 487 488 489 490   491 492 493 494 495 496 497 498 499 500   501 502 503 504 505 506 507 508 509 510   511 512 513 514 515 516 517 518 519 520   521 522 523 524 525 526 527 528 529 530   531 532 533 534 535 536 537 538 539 540   541 542 543 544 545 546 547 548 549 550   551 552 553 554 555 556 557 558 559 560   561 562 563 564 565 566 567 568 569 570   571 572 573 574 575 576 577 578 579 580   581 582 583 584 585 586 587 588 589 590   591 592 593 594 595 596 597 598 599 600   601 602 603 604 605 606 607 608 609 610   611 612 613 614 615 616 617 618 619 620   621 622 623 624 625 626 627 628 629 630   631 632 633 634 635 636 637 638 639 640   641 642 643 644 645 646 647 648 649 650   651 652 653 654 655 656 657 658 659 660   661 662 663 664 665 666 667 668 669 670   671 672 673 674 675 676 677 678 679 680   681 682 683 684 685 686 687 688 689 690   691 692 693 694 695 696 697 698 699 700   701 702 703 704 705 706 707 708 709 710   711 712 713 714 715 716 717 718 719 720   721 722 723 724 725 726 727 728 729 730   731 732 733 734 735 736 737 738 739



 Impressum

© Planet Poster Editions 2007



login