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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

31 - Tarea in Oruro - Arbeit auf dem Altiplano

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03

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Mittagspause, ab nach Hause. Hugo ist gar nicht da - dabei hatte er doch versprochen, mir zu helfen!
Also alleine weitermachen. Eine halbe Stunde mach ich noch weiter, dann hab ich keine richtige Lust mehr. Die Kinder aus der Nachbarschaft helfen mir. Denen bringt das sogar richtig Spass, mit wesentlich mehr Ehrgeiz sind die dabei.
"Wir machen hier weiter, bis unten" - bei dem Boden, ich weiss nicht.
Ach, das bringts nicht, ich geh runter zu Vicente, der hat sich gleich zwei
tareas, also zehn Meter abmessen lassen, weil er dachte, der Boden wäre leicht. Ist er aber auch bei ihm nicht. Nee, das bringts doch nicht, da oben ohne Hoffnung auf die Steine einzuhauen für die sieben Bolivianos, dann schon lieber hier unten Vicente ein bisschen helfen.
Auch wenn Vicente etwas leichteren Boden hat als ich - die zehn Meter wird er heute auch nicht mehr schaffen, das ist klar. Also sind wir zu zweit dabei. Es scheint zunächst ganz gut zu gehen, aber nach einer etwas leichteren Schicht kommen wieder Steine, und zwar leider die ganz dicken. Das sind die miesesten. Da kann man den Boden mit der Spitzhacke nur ganz langsam und vorsichtig bearbeiten. Wenn man mit der Spitzhacke voll auf einen grossen Stein haut, ist das der schnellste Weg, sich offene Blasen an den Händen zuzulegen. Es fängt aber trotzdem fast an, Spass zu machen, der eine klopft solange Steine, bis er nicht mehr kann, der andere räumt sie dann mit der Schaufel alle raus. So haben wir immer gut Zeit, uns auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Arbeitsrhythmik. Hin und wieder wechseln wir die Geräte, weil das Hacken anstrengender ist.
Um sechs hören wir auf - fünfeinhalb oder sechs Meter haben wir heute geschafft, fehlen immernoch gut vier. Na, wenigstens etwas. Die Kinder sind da oben bei meiner
tarea immer noch dabei, sind aber wie erwartet nur wenig weitergekommen. Vielleicht kann man ja mit dem Casco reden, dass er uns die Arbeit von heute als Tageslohn anrechnet.

Kann man nicht.
Also am nächsten Morgen wieder hoch, Samstag, die
tarea zuende machen. Es ist also klar, dass wir für die zwei Tage Arbeit nur einen einzigen Tageslohn bekommen, den Samstag arbeiten wir also umsonst. Nur Vicente nicht, weil der bekommt ja Lohn für zwei tareas.
Ach, was solls, aus irgendeinem Grund hab ich heute trotzdem noch Bock, zu arbeiten, ob der
Casco jetzt zahlt oder nicht. Wozu bin ich denn hier in Bolivien. Ausserdem ist es mein letzter Arbeitstag, das muss ich doch ausnutzen - wer hat denn schon die Gelegenheit, in Bolivien mit Spitzhacke und Schaufel Gräben ausheben zu können? Also erstmal zu meiner eigenen tarea gehen.
Oh - die Kinder sind tatsächlich ein bisschen weitergekommen. Vielleicht einen halben Meter tief sind sie jetzt oder sogar etwas mehr, aber leider sieht der Boden immernoch genauso hart aus. Nein, komm, lass es, ich geh lieber wieder runter zu Vicente, der heute Morgen schon seit sieben dabei ist. Die letzten vier Meter sind noch schwerer als der Murks von gestern.
Kommt der
Casco, kuckt sich die Arbeit an, geht zu meinem Stück hoch, weil ich ihn ja gestern angesprochen hatte, weil es so schwer war... - ich gehe auch hin und sehe die Überraschung: er ist mit der Spitzhacke in meinem Stück dabei, "was willst du denn, der Boden ist doch hier ganz leicht", hackt auf die Steine ein als wärs Butter.
Peinlich. Es ist plötzlich viel leichter als gestern, auch viel leichter als bei Vicente. Die ersten fünfzig oder sechzig Zentimeter waren wie einbetonierte Steine, aber in der Schicht darunter liegen die Steine total locker drin - es dauert keine zwei Stunden und ich habe die
tarea fertig! Ha, das macht immerhin einen Tageslohn für zwei Tage Arbeit!

Danach geh ich wieder runter zu Vicente. Ein bisschen machen wir noch, kommen nur ganz langsam vorwärts... es bleibt ein Stück von etwa zwei Kubikmetern, als Vicente um halb eins einpackt und geht - er will am Montag wiederkommen und das Ding zuendemachen. Na okay, dann geh ich eben auch, erstmal was essen. Die meisten anderen gehen auch heim oder sind schon gegangen. Fünf Meter weiter ist Alex noch dabei; er sagt, er will weitermachen, bis er durch ist, vielleicht zwei oder drei Stunden wären das noch.
Vicente ist zwar wirklich ziemlich fertig, das ist aber nicht der Grund, weshalb er keinen Bock mehr hat:
"Wenn sie uns nicht auszahln... -", weil angeblich
kein Geld da sei.
Das gab es in Mexico nicht. Samstag gab es immer Lohn, achtzehntausend Pesos, für jeden. Ohne Zahlungsverzögerung. Hier in Oruro zahlen sie mit Glück alle zwei Wochen mal was, letzten Samstag haben sie aber nur den halben Lohn ausgezahlt und die Leute auf heute vertröstet. Diesen Samstag haben sie aber angeblich gar nichts... müssten sie nächsten Samstag also zweieinhalb Wochenlöhne zahlen. In Peru muss das natürlich noch viel mieser sein, wenn sie den Arbeitern in den Minen monatelang die Löhne schulden, bei einer Inflation von tausenddreihundert Prozent im Jahr.
Es ist von daher etwas verständlich, dass sie in Bolivien die Regierung gut finden, die hier zwar alle Minenarbeiter entlassen hat (auf Druck vom IWF), dafür aber die Inflation gestoppt hat. So wirkt es sich nicht ganz so katastrophal aus für die Arbeiter, wenn sie ihre Löhne jedesmal einen Monat später bekommen. Viele Unternehmen halten das so und machen daraus bei hoher Inflation ihre Geschäfte.
Nach dem Essen geh ich nochmal hoch, zu Alex, der wirklich ganz schön schlapp ist, und mach mit ihm seine (auch zweite)
tarea zuende. Klar ist er schlapp - wie will er denn den ganzen Samstag volle Pulle arbeiten, ohne was dazwischen zu essen? Und mehr als ich hat er bestimmt nicht gefrühstückt - eine Tasse Tee und ein Brötchen, selbstverständlich trocken.
Alex ist noch keine zwei Monate dabei. Vicente rödelt hier schon seit sechs Monaten, hat aber auch woanders schon mit Spitzhacke und Schaufel gearbeitet. Ist auch Anfang zwanzig. Ich gehe nochmal zu dem Stück von Vicente und schaue es mir an, in der Mittagssonne... zwei Kubikmeter fehlen ihm noch.
Zwei Kubikmeter. Macht er die am Montag zuende, hat er zwei
tareas in drei Tagen geschafft, also einen Tag praktisch umsonst gearbeitet.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Oruro, eine Stadt auf dem Altiplano in Bolivien, gemalt 1989, Blick nach Süden auf die Hochebene. Im Vordergrund die Gräben der Kanalisation, die wir ausgehoben hatten.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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