Schlüsselwörter dieser Seite:     Chile 1989 Panamericana Temuco Brombeeren Hände Wahrsagerin

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

32 - Meinetwegen bis zum Südpol - Strassen ans Ende der Welt

Seite:

 

09

Kapitel in Band 1:

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Ende Januar machte ich mich wieder auf den Weg. Die Panamericana war die einzige Strasse, die Chile von Norden nach Süden durchquerte. Ich brauchte ihr nur zu folgen. In zwei Tagen war ich bis hinter Freire bei Temuco gekommen, das waren schon wieder siebenhundert Kilometer. Ich ging die Strasse entlang, hielt bei ein paar Büschen am Strassenrand an und pflückte in der Nachmittagssonne Brombeeren. Hinter den Büschen standen ein paar Zelte.
Die Brombeeren waren gut und ich setzte den Rucksack ab. Ein paar Leute waren bei den Zelten und sahen mich. Das kann doch nicht verboten sein, hier am Strassenrand Brombeeren zu pflücken, dachte ich. Nein, ich pflückte weiter und hatte keine Lust, mich verjagen zu lassen. Sie holten eine ältere Frau, die auf mich zukam. Sie sprach nicht ganz perfekt Spanisch und wollte meine Hände sehen.
Mist, dachte ich mir, die hatten jetzt laurter Brombeerflecken - es war zwecklos, es abzustreiten.
Ich sagte ihr, dass ich heute noch nichts gegessen hatte und mir deshalb ein paar Brombeeren geplückt hatte. Nein nein, sie wollte meine Hände sehen. Offenbar hatten sie mich beim Pflücken gesehen, das brauchten sie mir doch jetzt nicht zu beweisen. Ich gab es ja auch zu. Aber das war nicht das Problem. Das Problem war, dass sie immer noch meine Hände sehen wollte. Ich musste lächeln. Jetzt erst verstand ich. Eine Wahrsagerin. Cool. An der Panamericana.
Sie war keine Indianerin, sondern Roma. In Chile gab es Roma. Geld wollte sie nicht, sie sei nur neugierig auf meine Hand. Als ob sie hin und wieder was zum Training brauchte.
Ich hielt nicht viel von Wahrsagerinnen, obwohl es mir verdächtig vorkam, dass sie kein Geld dafür haben wollte. Also willigte ich ein. Natürlich machte ich mir keine Illusionen, dass sie mit Sicherheit hinterher doch Geld verlangen würde, aber ich dachte mir, wenigstens hat sie sich bemüht. Ausserdem war da noch die Sache mit den Brombeeren. Ich war nur gespannt, wieviel sie hinterher haben wollte. Wenn es zuviel wäre, könnte ich dann immer noch sagen, wir hatten ausgemacht, dass es umsonst war.
Und so fing sie an, meine Hand zu untersuchen. An meinen blöden Kommentaren störte sie sich irgendwie nicht. Aber sie konnte ja nicht ahnen, wie blöd sie waren, denn ich brachte sie ja auf Deutsch.
- So, jetzt wollen wir aber was sehn. Also, wo habe ich gearbeitet? Wieviele Wochen, mit welchem Werkzeug und in welchem Land?
- Bueno... (murmel murmel, schlau klingende spanische Wahrsagerinnen-Fachbegriffe...), aha, diese Linie hier, das bedeutet ein langes Leben.
- Kein Wunder, laut Jesus von Nazareth haben wir ein ewiges Leben, und das kann ne verdammt lange Zeit sein. Ham Sie mal was von Wowbagger dem Unendlich Verlängerten aus Per Anhalter durch die Galaxis gehört?
- In der Liebe- wart mal, ja, du wirst viel Glück in der Liebe haben, das sehe ich hier, sehr viel Glück in der Liebe-
- Ja, kann ich bestätigen-
- Aber bis jetzt hast du ziemlich wenig Glück in der Liebe gehabt, nein, wirklich, sehr wenig Glück.
- He, denkste, sagt dir wohl die Hand. Musst nicht alles glauben, was-
- Aber die Mädchen mögen dich. Die mögen dich sehr, die Mädchen.
- Jawoll, höhö, wundert mich nicht- aber danke für den Tip-
- Von materiellem Glück da sehe ich auch was hier, aber du hältst nicht sehr viel davon. Materielles Glück ist dir nicht wichtig.
- Na allzu schwer zu erraten dürfte das jetzt auch nicht gewesen sein... ich bin ganz zufrieden mit meinen Tramps seit Santiago.
- Und du wirst eine grosse Reise machen.
Jetzt musste ich wirklich lächeln über soviel Scharfsinn.
- Claro, bin schon dabei. Jeden Tag gehts weiter. Aquí, con estes pies. Hier, mit diesen Füssen.
- Nein, nicht zu Fuss. Gross, eine weite Reise, nicht zu Fuss, so- in- vehículo, Fortbewegungsmittel.
Mit einer Geste deutete sie ein Flugzeug an, das von West nach Ost flog. Offensichtlich kannte sie das spanische Wort für Flugzeug nicht. Ein Flugzeug über den Atlantik? Wie könnte ich das denn bezahlen?
Die Überraschung war, dass sie wirklich kein Geld haben wollte. Oh, damit hatte ich ja gar nicht gerechnet. Sie bedankte sich freundlich und verschwand wieder im Zelt.
Erleichtert pflückte ich mir noch ein paar Brombeeren ab und machte mich bald wieder auf den Weg über die Brücke des Río Toltén nach Pitrufquén. Schöne hellgrüne Alleebäume säumten die schattige Strasse hinter dem Fluss. Ich dachte noch ein paar Tage über das nach, was die Wahrsagerin gesagt hatte. Irgendwann schrieb ich es auf.
Wenn es eine vorbestimmte Zukunft gab, dann konnte es durchaus möglich sein, dass Leute wie solche Roma-Frauen tatsächlich Methoden entwickelt haben, Ereignisse in der Zukunft abzulesen. Meinetwegen aus einer Hand. Besonders dann, wenn sie kein Geld dafür verlangten und nur hin und wieder eine Hand zum Training brauchten. Das war zwar kein Beweis, aber es war verdächtig.
Ein langes Leben. Mein blöder Kommentar war schwachsinnig, natürlich hatte sie das jetzige Leben gemeint. Die Idee gefielt mir trotzdem nicht so gut. Wenn ich eine Lebensgarantie hatte, würde das indirekt bedeuten, es könnte also sein, dass ich Viktoria erst am vorletzten Tag heiraten würde. Und damit eine beschissen lange Zeit ohne Viktoria vor mir hätte. Das Leben war manchmal so strukturiert, dass man grundsätzlich immer die mieseste Variante vorgesetzt bekam. Na, das konnte ja heiter werden.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Ablegestelle der Fähren auf die Insel Chiloé in Süd-Chile.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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