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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

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32 - Meinetwegen bis zum Südpol - Strassen ans Ende der Welt

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Nun war ich an der Ruta tres. Zweitausendeinhundert Kilometer hatte ich noch vor mir bis Ushuaia, der südlichsten Stadt in Feuerland. In den Morgenstunden nahm mich ein Trucker in einem weissen, klapprigen Sattelschlepper mit. Er hatte Möbel geladen und fuhr dreihundertachtzig einsame Kilometer bis Comodoro. Der nächste Ort an der Küste hiess dann Caleta Olivia, weitere achtzig Kilometer durch eine vollkommen unbesiedelte Gegend nach Süden. Auf dem Weg zum Ortsausgang traf ich einen argentinischen Tramper. Er war ganz gut drauf und wir gingen in eine Apotheke. Er wollte irgendwas fragen.
Eine alte Waage stand an der Wand und wir kamen spontan auf die Idee, uns wiegen zu wollen. Wir waren uns reichlich uneinig, wieviel Kilo wir noch an Kleidung abziehen mussten. Auf keinen Fall sei er schwerer als ich, meinte er, und ich entgegnete, mehr als neunundfünfzig Kilo konnten es bei mir nicht sein, er sei viel schwerer mit seinen fünfundsechzig Kilo. Die Apothekerin nahm die Sache viel ernster als wir selber und sagte in ihrem lieblichen Tonfall De toda manera, ambos no pesan mucho - wie auch immer, ihr wiegt beide nicht viel. Und wir sollten mehr essen.
Als wir wieder draussen waren, mussten wir grinsen über die verbissene Apothekerin. Sie hätte vielleicht mal ein paar tausend Kilometer durch Argentinien trampen sollen, dann hätte sie andere Probleme gehabt als auf ihr Idealgewicht zu achten. Irgendwo fanden wir einen Rohbau und legten uns auf dem Dach des Hauses schlafen.
Eine grosse Reise, hatte die Chilenin gesagt. Das war nachprüfbar. Ich würde eine grosse Reise machen, in einem Flugzeug, auch wenn ihr das Wort dafür nicht eingefallen war. Von West nach Ost. Also nach Europa oder Afrika. Davor, dass ich hier tausende von Kilometern per Anhalter zurücklegte, hatte sie offenbar weniger Respekt als vor einer Flugreise, die am Ende nicht nur schneller, sondern auch kürzer wäre.
Ich hielt die Idee einer Flugreise für ziemlich abwegig. Hier in dieser Gegend war es ausgeschlossen, dass ich nach Europa zurückflog. Nicht nur, weil ich einen Flug von Buenos Aires nach Italien nicht annähernd hätte bezahlen können. Wozu hätte ich das machen sollen? Was hätte ich in Europa anfangen sollen? Hier im Süden Argentiniens begann ich mich langsam wohler zu fühlen.
Langsam war ich weit genug weg von Viktoria. Wenn ich ihr noch einmal einen Brief schreiben wollte, dann vielleicht aus Feuerland. Vielleicht wäre das weit genug weg und ich hätte dort nicht mehr das Gefühl, ich würde mich ihr aufdrängen.

7. Februar 1989
Der Argentinier wollte ausschlafen. Na gut, dann ging ich eben alleine los. Ich war es gewohnt, sehr früh mit dem Sonnenaufgang aufzustehen. Hinter Caleta Olivia lief ich die lange Kurve nach Süden raus. Was für ein weites Land. Fitz Roy, der nächste Ort, war wieder achtzig Kilometer entfernt. Die Ruta tres war gut instand.
Tramp dreihundertzehn sollte eigentlich fünfhundert Kilometer weiter bis Piedrabuena gehen, aber der Lieferant hatte im übernächsten Ort nach Fitz Roy, also im gut dreihundert Kilometer entfernten San Julián, ein paar Kisten bei einer Bäckerei abzuladen, bevor er nach Piedrabuena weiterfuhr.
Panaderia La Pancha. Während er die paar Kisten mit bedruckten Plastiktüten für die Bäckerei in den Laden schleppte, unterhielt ich mich ein bisschen auf Englisch mit der Verkäuferin... wo kommst du her, wo willst du hin... naja, ich will wohl runter nach Feuerland und dort vielleicht auf einer Estancia Arbeit suchen...
- Wir kennen jemanden, der unten in Feuerland auf einer Estancia arbeitet, Jonathan, der ist gerade zufällig hier auf Urlaub. Why don't you talk to him?
Britisches Englisch. Jonathan würde nachher vorbeikommen, zum five o'clock tea. Ich willigte ein, obwohl das bedeutete, dass ich damit den sehr lukrativen Tramp nach Piedrabuena ausschlug, da der Typ weiterfuhr. Und beinahe vergass ich Mechthilds Pullover im Auto. Ich hätte mich sehr geärgert, wenn mir das passiert wär.
Jonathan kam und es gab Tee mit facturas, richtig leckeren Keksen. Ja, ich könnte bei ihnen auf der Estancia in Feuerland arbeiten. Zwar nur ein paar Wochen, und Geld könnten sie nicht zahlen. Aber wenn ich als Abenteurer für Kost und Logie arbeiten wollte, würde das gehen. Die Hauptsaison, in der die Schafe geschoren wurden, war zwar gerade vorbei. Aber es sei noch genug Arbeit liegengeblieben und ich könnte dabei helfen. In zwei Wochen sei er wieder da und ich könnte gerne vorbeikommen und anfangen. Estancia Sara, auf der argentinischen Seite der Feuerland-Insel.
Britisches Englisch. Richtig schönes britisches BBC-London-Englisch. Sowas hatte ich doch schon seit Jahren nicht mehr gehört. In der Schule lernten sie hier kein Englisch. Sie lernten es tatsächlich aus dem Radio, BBC London.
- Darf ich mal fragen, ich meine, was war das für ein Gefühl gewesen, als Nachkommen britischer Einwanderer hier im Süden Argentiniens, vor paar Jahren, wie das war, im Falkland-Krieg?
- Ach, das war nicht so schlimm, da war keine offene Feindschaft oder so. Obwohl, ein bisschen mulmig war uns ja schon. Die Militärjets hoben genau vom hiesigen Flugplatz ab.
Irgendwo besorgten sie mir ein Quartier für die Nacht. Ich machte einen halben Tag Pause, besuchte noch den Hafen und erfuhr, dass hier öfter Wale vor der Küste gesichtet wurden und sich hin und wieder sogar welche in der Hafenbucht des Fischerortes verirrten. Es gab sogar ein Touristenbüro.

Am nächsten Morgen ging ich zur Ruta tres und wartete genau sieben Stunden, bevor mich der achtundzwanzigste Wagen, der in meine Richtung fuhr, nach Piedrabuena mitnahm. Alle anderen Autos waren voll gewesen, und Trucks hielten auf freier Strecke nur sehr ungerne an. Hier hatte sogar ich eingesehen, dass es gefährlich war, zu Fuss loszugehen. Der nächste Ort war wieder über hundert Kilometer entfernt.
Auch wenn es Sommer war, war es schon ziemlich kalt. Am Abend war ich in Río Gallegos und froh, mit ein paar anderen Trampern in einem alten halbverschrotteten Bus übernachten zu können, den sie aufgetrieben hatten. Mochileros nannten sich die Tramper in Argentinien, erklärten sie mir. Schien eine richtige Kultur zu sein. Mochila hiess Rucksack. Río Gallegos war die südlichste argentinische Stadt auf dem Kontinent.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

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Nandus im weiten Grasland Patagoniens.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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