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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

33 - Caballuno - Pferdefleisch - eine Estancia in Feuerland

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02

Kapitel in Band 1:

Kapitel in Band 2:

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22. Februar 1989
Und die Wolken. Als ich am Morgen aufwachte, fing es leicht an zu nieseln. Ich sah zu, dass ich schnell meine Sachen zusammenpackte und machte mich auf den langen Weg zurück. Ich war noch nicht lange an der Strasse entlanggegangen, hielt ein weisser Pickup-Truck an und nahm mich mit. Tramp dreihundertsiebenundzwanzig.
- Wohin wollen Sie?
Der Fahrer hatte Mut, mich auf Deutsch anzusprechen.
- Estancia Sara, zweihundertsiebzig Kilometer weiter.
Er hatte nur einmal die südlichste Stadt der Welt besuchen wollen. Wirtschaftler, hatte in München gearbeitet und später für das Wirtschaftsministerium in Santiago de Chile.
- Unter Pinochet?
- Die chilenischen Militärs haben einen Fehler nicht gemacht, den die argentinische Militärdiktatur begangen hatte. Die Militärs unter Pinochet hatten das Wirtschaftsministerium Zivilisten überlassen. Wir hatten da eine weitgehende Handlungsfreiheit. Zumindest am Anfang. Während die Generäle in Argentinien ihr Land nach wenigen Jahren in den Ruin gewirtschaftet hatten, florierte die Wirtschaft in Chile. Die Leute sind in Chile heute noch der Meinung, den wirtschaftlichen Aufschwung hätten sie Pinochets Politik zu verdanken. Doch das stimmt nicht. Wir waren dafür verantwortlich. Militärs haben keine Ahnung von Wirtschaft, die können nur Befehlen gehorchen, was anderes kennen die nicht. Wirtschaft funktioniert diametral entgegengesetzt. Die Argentinier dachten, sie könnten der Wirtschaft befehlen zu florieren.
Ich fragte mich, wie man für so ein bestialisches Regime auch noch freiwillig arbeiten konnte.
- Hast du schonmal gesehen, wenn in der Bundesrepublik ein Haus von der Polizei durchsucht wurde? Ich sag dir, das sieht hinterher auch nicht besser aus als wenn das in Chile passiert. Ich mag diese Moralprediger nicht.
- Und wie lange haben Sie für Pinochet gearbeitet?
- Vier oder fünf Jahre. Danach hatte ich keine Lust mehr.
- Warum nicht?
- Ach, denen kannst du doch erzählen, was du willst, da rennst du doch gegen die Wand. Da holen sie sich extra Leute aus Deutschland, um sie zu beraten, wie man so ein Land aus der Armut holen kann. Und wenn man anfängt, ihnen mal ein paar Takte zu erzählen, was für simple Massnahmen sie ergreifen müssten, dann blocken sie ab und wollen nichts davon wissen. Am Ende bist du sogar noch verdächtig in solchen Diktaturen.
- Ach so, höhere Löhne, Sozialversicherungen und so?
- Das ist in ganz Lateinamerika dasselbe. Da kannst du hingehn, zu den Fabrikbesitzern, und denen erzählen, wenn sie den Arbeitern ein bisschen mehr Lohn zahlen, dann können die sich doch mehr kaufen, und dann können sie gleich nochmal davon profitieren. Oder der Regierung sagen, wenn sie soziale Sicherungssysteme einführen, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe - gut, wenn das irgendwelche Kommunisten sagen, kann ich verstehen, dass die Militärs da skeptisch sind. Aber Leute wie ich sind doch keine linken Spinner!
- Würde ich auch nicht erwarten, dass die dann freiwillig unter Pinochet arbeiten würden.
- Die hören genausowenig zu, wenn ihnen das Ökonomen aus reichen Industrieländern erzählen. Dabei kann jeder doch den Unterschied sehen. Die Länder in Europa haben doch solche sozialen Netze. Das ist ja nicht umsonst! Wenn die Krise kommt, behält die Bevölkerung ihre Kaufkraft, und die Krise wirkt sich nur minimal aus. Aber hier will jeder nur möglichst schnell möglichst reich werden, was anderes kümmert die hier doch nicht. Und deswegen kommen die auch nicht weiter.
- Hätten die denn überhaupt die Möglichkeit, von dem, was sie hier erwirtschaften, soviele Steuern zu bezahlen, dass soziale Netze eingerichtet werden könnten?
- Natürlich, was denkst denn du, wieviel Geld die haben?! Bei den niedrigen Löhnen? Die stecken sich das ganze Geld in ihre Tasche oder auf Schweizer Konten und das Land hat nichts davon. Die denken nicht daran, etwas davon abzugeben. Deshalb dachte ich ja, in einer Militärregierung wie in Chile, wo dieser Klüngel der Reichen nicht das Sagen hat, dass man wenigstens da was verändern könnte. Aber die Militärs sind ja noch schlimmer mit ihrem blinden Hass gegen alles, was nach Sozialismus riecht. Ich hatte keine Lust mehr, denen was von den Vorteilen von Sozialsystemen zu erzählen und die wollen das gar nicht begreifen.

Bis dahin hatte ich wie viele andere in den Kreisen der Friedensgruppe oder bei den Grünen immer geglaubt, die Armut der Entwicklungsländer hänge mit dem Reichtum der Industrienationen über Ausbeutungsmechanismen unmittelbar zusammen. Deutschlands Gewerkschaften konnten ihre Lohnforderungen nur deswegen stellen, weil sie von Rohstoffen lebten, die aus den Entwicklungsländern für billiges Geld importiert wurden. Doch so einfach schien es nicht zu sein.
Würden wir die Steuer- und Sozialgesetze von Dänemark oder Schweden im klimatisch vergleichbaren Chile anwenden, wäre das Ergebnis vielleicht einfach nur ein reiches Land. Und sie könnten sofort ihre Grenzen gegen argentinische Einwanderer dichtmachen. Aber die Bevölkerung würde sich wehren. Allen - auch den Armen - wäre die Möglichkeit entzogen, übermässig reich zu werden. Und die Militärs würden putschen, weil sie soziale Absicherung nicht von Sozialismus unterscheiden könnten.
In dem Moment, als er sagte, und deswegen kommen die auch nicht weiter, wollte ich ihm noch etwas von Kolonialismus und Ausbeutung der dritten Welt entgegensetzen. Aber ich konnte es mir sparen. Waren sie noch Kolonien? Wirtschaftskolonien? Die Estancias lieferten Schafswolle auf den Weltmarkt. Angebot und Nachfrage regelten den Preis. Es war dem Preis egal, ob die Wolle aus Neuseeland, Schottland oder Argentinien kam. Der Unterschied musste darin liegen, was die jeweiligen Produzenten in ihren Ländern mit dem Geld anfingen.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Estancia Sara in Argentinisch-Feuerland, 80 km nördlich von Río Grande an der Panamericana gelegen. Das einzige Foto, das von mir in Südamerika gemacht wurde.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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