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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

34 - Inspektor im Ausnahmezustand - Río Grande, Feuerland

Seite:

 

04

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Am Nachmittag nach der Arbeit auf den Dächern ging ich in die Innenstadt und wollte mir im Touristenbüro einen Stadtplan organisieren. Doch das Personal im Touristenbüro war im Streik und ich lernte einen Künstler kennen, José Francisco Velázquez, der nebenan eine kleine Werkstadt hatte und mit Leder arbeitete. Er bewunderte meine Ledertaschen, die ich mir in Kolumbien genäht hatte und gab mir für eventuelle Reparaturen meines Rucksacks einen besonderen Garn für Lederarbeiten mit.

José Francisco fertigte hauptsächlich Souvenirs für Touristen an. Momentan lebte er davon, dass im Touristenbüro gestreikt wurde und die Leute alle zu ihm in den Laden kamen und sich erkundigten, was los war. So auch zwei junge sympatische Leute aus Buenos Aires.
Eine Italienerin und ihr japanischer Freund. Ihnen war in Bahía Blanca ziemlich viel Geld geklaut worden. Sie wollten nach Feuerland und hatten kein Geld mehr, um den Flug zu bezahlen. Wenn mir in Südamerika Leute mit solchen Geschichten kamen, versuchte ich erst einmal zu prüfen, wie fundiert die Stories waren.

- Warum fahrt ihr nicht per Anhalter? Die Trucker sind so nett in dieser Gegend, die nehmen euch bestimmt mit. Das Trampen in dieser Gegend bringt richtig Spass.
- Nein, che, über die Strasse können wir nicht nach Feuerland, das geht nicht.
- Natürlich könnt ihr per Anhalter fahren, da ist recht viel Verkehr. Hier nimmt dich jeder mit! Die freuen sich alle über eine Begleitung. Hier ist doch nichts los sonst.
- Nein, che, es geht nicht, weil sie zwanzig ist und erst in vier Monaten einundzwanzig wird, und sie darf noch nicht alleine ins Ausland. Wir müssten doch in Monte Aymond über die Grenze nach Chile, und da werden sie uns nicht rüberlassen, weil sie nicht in Begleitung ihrer Eltern ist.

Das mit dem che kannte ich schon lange. In Argentinien sagten sie nach jedem dritten Satz che. In der Sprache der Mapuches hiess che Mensch. Es sei schon seit über hundert Jahren eine argentinische Eigenart, stand in einem Lexikon. In Mexico und Mittelamerika sagten sie hombre (Mann/Mensch), in Kolumbien hermano (Bruder).
Was als eine harmlose misstrauische Prüfung ihrer Aussage begonnen hatte, entpuppte sich jedoch schon bald als der Beginn einer bizarren Geschichte.
- Ach was, das kann doch nicht sein. Ihr könnt doch nach Feuerland, das ist doch Argentinien.
- Doch, das ist so, che. Sie bräuchte eine notariell beglaubigte Erlaubnis ihres Vaters, mit Stempel der Gemeinde, in der sie wohnt. Und die hat sie nicht.
- Weisst du, wir sind von Buenos Aires abgehauen, weil wir uns verliebt haben und die haben uns das Leben unmöglich gemacht. Weil er doch von der japanischen Gemeinde ist und ich bin von der italienischen. Mich wollten meine Eltern mit einem Italiener verheiraten.
- Was, echt ?
- Ja, und an dem Tag, an dem das passieren sollte, haben wir uns entschlossen, einfach zusammen abzuhauen.
- Was, das glaub ich nicht, dass es sowas hier noch gibt. Das klingt ja verrückt. Wo kommt ihr denn her, Buenos Aires? Aus der Stadt?
- Ja, aus einem Vorort der Hauptstadt.
Das musste in Argentinien immer extra gefragt werden, wenn Buenos Aires erwähnt wurde. Es konnte die Hauptstadt oder die Provinz gemeint sein. Die Provinz Buenos Aires war eine Region südlich der Hauptstadt, die halb so gross wie Deutschland war und in der halb Argentinien wohnte. Von daher war die Angabe Buenos Aires immer etwas schwammig. Ich hatte mir bei der Hauptstadt Buenos Aires bis jetzt immer eine moderne westliche Millionenstadt vorgestellt.
- Aber du wirst doch selber entscheiden dürfen, mit wem du zusammen sein willst und wen du heiraten willst. Es gibt doch sowas wie - das Selbstbestimmungsrecht der Persönlichkeit, oder das Recht auf -
- Ja, che, wie denkst du, wie das läuft? Ich bin zwanzig! Die entscheiden das, ich hab da nicht mitzureden.
- Hm. Das ist ja cool. Und wie ist das bei den Japanern? Wollten sie auf dich auch Druck ausüben?
- Als sie erfuhren, dass ich mit einer Italienerin zusammen war, haben sie mir zweimal eine Japanerin zum Heiraten angeboten. Danach haben sie mich von meiner Arbeitsstelle entlassen.
- Und wo hast du gearbeitet?
- In einem Supermarkt.
Als Warenhausdetektiv hatte er dort gearbeitet, er konnte nebenbei alle asiatischen Kampfsportarten. Sah man ihm gar nicht an.
- Aber warum, irgendwo seid ihr doch beide Argentinier. Man kann doch auch mal zwischen den Rassen heiraten. In anderen Ländern ist das ganz normal.
- Ja, aber nicht hier in Argentinien, che. Das ist das schlechte hier an diesem Land! Die Argentinier halten nicht zusammen, weisst du. Hier lebt nur jede Gemeinde für sich. Die Italiener leben unter sich, die Deutschen, die Japaner, die Basken - alle leben nur unter sich, das Land ist hier nur eine Ansammlung von Kolonien, die alle in ihre eigene Tasche wirtschaften. Das ist schlecht, aber das ist so. Dazwischen heiraten wird nicht akzeptiert. Naja, manchmal gibts das schon, und wenn ich sie geheiratet hätte, das hätten einige auch stillschweigend akzeptiert. Aber einfach so zusammenleben, das ist noch viel schlimmer. Ausserdem ist Claudia grösser als ich, darüber haben sie sich auch tierisch aufgeregt.
- Was, bist du echt grösser als er?
- Na klar bin ich grösser als er! Er steht nur auf der Treppe. Hier, che, stell dich mal hier hin, Leo.
Es stimmte, Claudia war grösser.
- Aber das ist doch vollkommen egal wer grösser ist, darum kanns ja wohl nicht im Ernst gehen.
- Ha! Was denkst du, was da los war!
- Was - und die hatten echt schon alles angesetzt, um dich mit diesem Italiener zu verheiraten?
- Ja, das war alles fertig. Ich hab am Morgen meine Oma angerufen und gesagt, dass ich nicht komme.
- Und was hat die gesagt?
- Sie wusste das schon, oder sie hats geahnt. Sie sagte, dass ich mich jetzt zuhause nicht mehr blicken lassen kann. Aber ich versteh mich ganz gut mit ihr. Sie hat mich nochmal heimlich reingelassen, damit ich meine Sachen holen konnte.
- Haben die dich eigentlich nicht gefragt, ob du den Italiener auch wirklich heiraten willst? Ich mein, nur mal so, interessehalber.
- Das war etwa ein oder zwei Jahre nach unserer Geburt von den beiden Familienclans abgemacht worden. Alles hatten sie von Anfang an so eingefädelt. Es war richtig auffällig. Ich wollte es immer rauszögern. Aber sie akzeptierten nicht, dass ich über einundzwanzig wär und noch nicht verheiratet. Ja, klar, che, sie wussten, dass sie es gegen meinen Willen machen. Wenn Leo nicht gewesen wär, hätte ich es auch gemacht. Naja, das ist jetzt sechs Tage her.
Sie schauten sich an.
- Nein, fünf Tage. Erst sind wir nach Bariloche, mit dem Zug, dann nach Bahía Blanca...

Das mit der vorprogrammierten Zukunft schienen einige in diesem Land anders zu verstehen. Erstaunlich war vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden die Details aus der Geschichte erzählten. Ich sah zur Sicherheit nochmal auf den nächstbesten Kalender. Tatsächlich: 1989. Stand da drauf. Im Reisebüro. Das musste stimmen. Die mussten pünktlich sein. Zumindest soweit.
- Ja, dann ist mir klar, dass du diese Erlaubnis von deinem Vater nicht kriegen wirst.
- Erst wenn ich einundzwanzig bin, darf ich gegen den Willen meines Vaters über die Grenze.
- Aber du willst doch nur nach Feuerland! Das ist doch argentinisch! Was ist denn das für ein komisches Land hier!?
- Das macht nichts, che, Grenze ist Grenze. Mit den Scheiss-Grenz-milicos ist da nichts zu handeln. Wieso wundert dich das so? Ist das in Europa anders? Kannst du da einfach ohne Erlaubnis ins Ausland, wenn du noch nicht einundzwanzig bist?
- Ja, das wär ja noch schöner, wenn die da so drauf wären. In Deutschland bist du mit achtzehn volljährig, aber che, auch vorher darfst du doch schon alleine über die Grenzen. Jedenfalls musst du nicht erst dick aufs Rathaus, wenn du sechzehn bist und mal nach Österreich willst!
- Hier musst du zum Notar und zur Gemeinde - mit deinem Vater, der muss persönlich anwesend sein, che. Sonst ist nix mit Österreich. Einmal wollte ich nach Paraguay, die hätten mich da nicht rübergelassen, wenn wir diesen Zettel nicht gefunden hätten.
- Warum wollt ihr eigentlich nach Feuerland? Ich mein, was treibt euch dahin? Einfach nur weit weg zu sein? So weit wie möglich weg von Buenos Aires?
- Naja, vielleicht auch das. Ein Onkel von mir wohnt in Río Grande, da werden wir erstmal bleiben. Hoffe ich zumindest.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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Río Gallegos, die südlichste Grossstadt in Argentinien, am Atlantik gelegen.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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