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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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35 - El pero del sábado - ein Lächeln in Buenos Aires

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Rafael und Gloria wohnten mit ihrem Kind in Diadema, einem Vorort von Comodoro. Hinterher stellte ich überrascht fest, dass ich mehr als zwei Wochen bei ihnen geblieben war. Sie besuchten viele Bekannte und Verwandte und erzählten mir viel über ihr Land. Glorias Familie waren Mapuche-Indianer aus dem Andenvorland. Sie hatten sehr interessante Bücher über die Geschichte Patagoniens vor einem Jahrhundert. Die Indianer waren hier nicht weniger grausam verfolgt worden als zur gleichen Zeit in den USA.
Und die Auswirkungen waren bis heute zu spüren. Als Gloria und Rafa ihrem Kind einen Mapuche-Namen geben wollten, mussten sie das erst gerichtlich durchsetzen. Auf dem Amt war argumentiert worden, das Gesetz erlaube nur argentinische Namen. Und das waren per Definition spanische Namen. Um die Argentinier endlich zu einer Nation zu einigen, weil sonst die Italiener in ihren Kolonien ihre Kinder Giorgio und nicht Jorge nennen würden, die Deutschen Heinrich und nicht Henrique und die Japaner Kaoru und nicht Carlos. Nur die Engländer in Patagonien durften englische Namen haben.
Es dauerte zwei Instanzen, bis sie die Gerichte davon überzeugt hatten, dass wenn hier irgendjemand das Recht hatte zu definieren, was argentinische Namen waren und was nicht, dann die einheimischen Indianervölker. Die hier schon Namen vergeben hatten, als es diesen komischen Staat noch gar nicht gab.
Mit katholischer Staatsreligion. Widersprüchlicher konnte sich ein Land wohl kaum darstellen. Der Präsident des Landes musste per Gesetz katholisch sein, er musste verheiratet sein, und zwar nach katholischem Recht. Nur die Anzahl der Kinder war offenbar nicht vorgeschrieben.
Carlos Saúl Menem war aber als Sohn syrischer Einwanderer Moslem, genauso wie seine Frau Zulema Fátima, mit der er auch moslemisch getraut war. Um zum Präsidenten Argentiniens gewählt werden zu können, musste er nicht nur offiziell zum Katholizismus konvertieren, sondern sich auch nachträglich katholisch trauen lassen. Relikte einer Geschichte, deren Wurzeln noch viel weiter zurück lagen als die barbarische Militärdiktatur der letzten Jahrzehnte, mit deren kaltblütigen Generälen katholische Würdenträger sanft lächelnd Tennis gespielt hatten.
Die Gegend im Andenvorland, in der die Mapuches wohnten, hiess Neuquén. Ich hatte die Provinz Neuquén vor einem halben Jahr nur kurz im Süden gestreift, als ich am See von Bariloche vorbei und weiter nach Süden getrampt war. Was für unmenschliche Szenen sich vor hundert Jahren im Neuquén abgespielt haben mussten, als den Indianern das Land abgenommen wurde, liess sich zwar erahnen, wenn man die Schönheit der Landschaft betrachtete und sich vorstellte, mit welcher Energie die Weissen damals herangegangen sein mussten, die Indianer von diesem Land zu vertreiben. Und wie sich die Indianer gewehrt haben mussten. In Büchern schwarz auf weiss nachzulesen, dass die Geschichte tatsächlich so abgelaufen war und mit wieviel Leid und Massengräbern die Ereignisse verbunden waren, war eine andere Sache. Nicht nur die USA, auch Argentinien stand schwer in der Schuld seiner Indianer.
Und dennoch hatten die Mapuches etwas, was die Nachfahren eingewanderter Europäer nicht hatten. Sie konnten stolz sein auf ihre Geschichte, auf ihre mutigen Vorfahren und auf ihr ureigenes Land. Sie hatten barbarische Zeiten überlebt und sie mussten sich bei niemandem entschuldigen. Schriftsteller wie Curapil Curruhuinca konnten in einer beneidenswerten Einfachheit den Blick über das weite herbstliche Land streifen lassen und sich in einer zeitlosen und ausdrucksvollen Sprache mit ihrer Provinz vereinigen*.

Aber meine Augen schweifen wieder und wieder dorthin, wo das Licht am Horizont eintritt und zeigen mir eine einzigartige Natur, wild, vielfältig und reichhaltig, wunderschön, fabelhaft, unglaublich, so verschieden, ungewöhnlich, einmalig meine Natur. Im Buch einer grossen Liebe.
Ich bin im Neuquén. Ich bin aus dem Neuquén. Ich lebe den Neuquén.
Ich werde ziemlich viel Brennholz unter den Überständen stapeln müssen. Vieleicht zwanzig Meter.
Wird es reichen?
Die Blattränder der
lenguas im Vorandenland haben sich rot verfärbt. Und ich weiss, dass es Herbst ist. Chomun Nguen. Inchechalineimi.
Inche Mapu che. Ich bin der Herbst.
Der Neuquén nieselt. Er nieselt Schnee. Inchepoyeneimi**.

In ihrem Bücherregal fand ich auch ein Buch von Emilio Salgari. Sandokan. Der Tiger von Malaysia. Einfühlsam beschrieb der italienische Autor, wie sich Lady Marianna in Sandokan verliebte. Khalil Gibran hatte in seinem Buch Der Prophet geschrieben, die Liebe habe keinen anderen Wunsch als den, sich selbst zu verwirklichen. Lady Marianna und Sandokan unterhielten sich über belanglose Themen, über ihr Heimatland, die Piraten in Mompracem oder die Insel Labuan. Dabei verliebten sie sich.
Vielleicht ein bisschen schade, mühsam aus Büchern herauslesen zu müssen, wie Menschen sich verliebten. Aber manchmal ging es eben nicht anders. So wie ich aufgewachsen war, konnte ich mich in diese Thematik nur schwer hineinversetzen. Ich wusste nur, dass ich immernoch in Viktoria verliebt war. Damit umgehen konnte ich nur schwer. Auch aus Feuerland hatte ich ihr keinen Brief geschrieben. Wenn die Liebe sich selbst verwirklichen wollte, und wenn Gott Liebe war, würde sich ein Kontakt anscheinend irgendwann von alleine ergeben. Und wenn es durch einen Zufall wäre.
Sie gaben mir die Adresse von Glorias Schwester Estela in der Hauptstadt Buenos Aires. Sie sei schüchtern und ausserdem etwas verklemmt, sagte Rafael, aber daraus sollte ich mir nichts machen. Fast schien es, als seien sie nicht ganz so gut auf sie zu sprechen, und gaben mir gerade deswegen ihre Adresse?

* Curapil Curruhuinca & Luis Roux, Las Matanzas del Neuquén. Crónicas mapuches, 1984, Edición Plus Ultra, Buenos Aires.
** Chomun Nguen = Herbst; inche = ich; ichechalineimi = ich grüsse dich; mapu = Erde; che = Mensch; inchepoyeneimi = ich liebe dich.

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Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Buenos Aires, Argentinien: Plaza de Mayo im Zentrum der Stadt. Hier trafen sich die Mütter der verschwundenen Argentinier, um die Militärdiktatur zu demoralisieren. Es waren Frauen, die Argentiniens Militärs in die Knie gezwungen hatten.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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