Schlüsselwörter dieser Seite:     Argentinien Corrientes Eukalyptus Sklaverei Paso de los Libres

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

36 - Truck-Tramp 399 - über Paraguay nach Brasilien

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6. August 1989
Am Morgen bat er mich, beim Frühstück und an der Rezeption bloss keinen Ton zu sagen. Ich tat ihm den Gefallen, schliesslich hatte er mich fünfhundert Kilometer durch Entre Rios gefahren. Ich war leichtsinnig gewesen, es hätte schlimmer kommen können.
Nach dem Frühstück brachte er mich zur Ruta 14, wo ich erst einmal zehn Kilometer zu Fuss nach Norden die Strasse entlangwanderte. Ein Auto nahm mich nach Chajarí mit.
Ein paar Kilometer hinter Chajarí überquerte ich in einem Truck die nächste Provinzgrenze und war in Corrientes. Die Provinzen waren in Argentinien allgegenwärtig, wegen der Autokennzeichen. B war die Provinz Buenos Aires, C die Hauptstadt, Q Neuquén, V Feuerland, S Santa Fe, E Entre Rios und W Corrientes. Corrientes war noch weniger dicht besiedelt als Entre Rios. Kilometerweit ging es an Eukalyptus-Feldern vorbei.
Ich musste an Viktoria denken. Schade, dass sie das nicht sehen konnte. Wie gern würde ich ihr das alles zeigen. Manchmal wünschte ich mir, sie sässe neben mir. Schau, so sieht die Welt aus. So sieht Corrientes aus. Das sind Eukalyptus-Plantagen. Das ist ein Feld mit zweijährigen Bäumen, hier eins mit fünfjährigen. Und dieses hier, schau, das ist schon reif für die Ernte. Was sie wohl sagen würde? Ob sie lächeln würde? Ob sie jemals in ihrem Leben nach Corrientes käme? Sicher nicht. Und ich wohl auch nicht wieder. Doch heute war ich in Corrientes.
Das nächste Etappenziel hiess Paso de los Libres, wo mich der Trucker bei einer Tankstelle an der Ruta 14 absetzte. Auf der anderen Seite des Río Uruguay lag nun schon Brasilien. Die Ruta 14 führte noch ein wenig weiter durch Argentinien Richtung Norden.
Paso de los Libres, Schritt der Freien, hiess der Ort auf der argentinischen Seite. Gegenüber lag die brasilianische Stadt Uruguaiana. Der argentinische Name stammte aus einer Zeit, in der in Brasilien noch die Sklaverei bestand und flüchtige Sklaven jederzeit umgebracht werden durften. Schwarze, die nach wochenlanger Flucht unter Todesgefahr hier über den Fluss schwammen, taten hier auf dem argentinischen Ufer ihren ersten Schritt als freie Menschen.
Ich musste vorsichtiger sein mit dem Trampen. Per Anhalter fahren war ganz schön gefährlich. Heute nacht hatte ich noch einmal Glück gehabt. Gut, ich war unsterblich, solange ich noch nicht mit Viktoria verheiratet war - aber es gab vielleicht noch andere Gefahren ausser der, ermordet zu werden.

Wie bei einer Fata Morgana war zuerst nur das Dach des Trucks zu sehen. Über der Teerstrasse spiegelte sich die heisse Luft. Langsam kroch der Sattelschlepper über den sanften Hügel in der Ferne auf der schnurgeraden Strasse, Kilometer für Kilometer näherte er sich der Tankstelle.
Nach und nach kam langsam die Frontpartie zum Vorschein, die über dem Asfalt flimmerte. Am Ende die Räder. Es dauerte lange, bis er die Tankstelle erreicht hatte.
Es war kaum Verkehr. Chancen, hier wegzukommen, hatte ich nur bei den wenigen, die hier Pause machten.
Subtropische Temperaturen. Ich holte mir Wasser.
Am Nachmittag fuhr ein Sattelschlepper mit Kennzeichen S aus Santa Fe auf die Tankstelle. Ein kurzer geübter Blick und ich hatte die Situation erfasst und meine Chancen ausgerechnet.
Oranger moderner Scania-Truck mit Schnauze, weisser Tiefkühlhänger, Firmensitz in Buenos Aires, Fahrer alleine, jung, stieg aus, schloss die Tür ab. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, ob er nach Brasilien fuhr. Nein, nach Posadas, brummte er, und verschwand erstmal Richtung Klo.
Trampen wollte gekonnt sein. Eine kleine Frage war erlaubt - nicht mehr. Er wusste jetzt, hier war ein Tramper.
Ich hatte nicht viel Hoffnung - der Truck war zu modern, zu teuer, ausserdem ein Firmenwagen, deren Fahrer in der Regel antworteten, sie dürften keine Tramper mitnehmen. Aber egal, einen Versuch war es wert. Auf meiner Karte sah ich nach, wo Posadas lag. In Misiones, ein paar hundert Kilometer weiter nördlich.
Der Trucker kam wieder. Ich nahm die Karte und sprach ihn nochmal an. Jetzt oder nie, und auf keinen Fall dem schlechten image der argentinischen Tramper entsprechen. Schlechtes Spanisch mit Akzent, nicht che sagen, die Fahnen mit allen meinen Ländern auf dem Rucksack sichtbar angebracht haben, sofort erwähnen, dass ich Ausländer war, gepflegtes Aussehen, nicht hochnäsig, aber auch nicht unterwürfig - inzwischen kannte ich die Regeln gut.
Und der Fahrer auch. Trucker gingen ein Risiko ein, wenn sie Tramper mitnahmen. Sie fuhren tausende Kilometer durch den Kontinent, und ein nerviger Tramper konnte die Fahrt zur Hölle machen. Es war nicht so sehr die Kriminalität, vor der sie sich fürchteten. Es war viel mehr das schlechte Benehmen vieler mochileros.
Ich sei ein bisschen als Tourist unterwegs und könnte die Iguazú-Wasserfälle besuchen, meinte ich, ich hätte gehört, die sollten ganz sehenswert sein.
Ja, die Iguazú-Fälle, stimmte er mir zu, die seien doch eins der sieben Weltwunder. Bis Posadas könne er mich mitnehmen. Zweihundert Kilometer. Das wäre ja gut, entgegnete ich, dann wäre ich ja schon ein gutes Stück weiter.
Auch das war eine professionelle Antwort. Ein Trucker, der den Tramper nicht kannte, verriet nie, wie weit er wirklich fuhr. Wenn ihm der Tramper nicht gefiel, konnte er dann ihn schon früh wieder loswerden.

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Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

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Oscars Scania-Truck mit Schnauze.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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