Schlüsselwörter dieser Seite:     Brasilien 1989 Portugiesisch Grundschule Unterricht Schuluniform Klassenarbeit

 

 

 

Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

37 - Keine Angst, glücklich zu sein - Politik und Träume in Bahia

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3. September 1989
Zunächst gab es ganz andere Lektionen zu lernen. Am Morgen wollte Ruis Frau mal mit mir sprechen. So gehe es nicht weiter. Ich wurde zu Ruis Frau zitiert. Was war denn jetzt?
- Alemão, du sprichst schlechtes Portugiesisch.
Sie war bemüht, ihren drei Töchtern gutes Portugiesisch beizubringen und war viel zu sehr Lehrerin, als dass sie so etwas bei mir durchgehen lassen konnte. Das musste ich richtigstellen.
- Nein, Moment, da gibt es ein Missverständnis. Ich spreche überhaupt kein Portugiesisch, ich spreche Spanisch und spreche die Vokale nur brasilianisch aus, das ist alles. Ich kann kein Portugiesisch.
- Doch, du sprichst schon Portugiesisch, aber schlecht-
- Nein, ich spreche in Wirklichkeit nur Spanisch-
- Keine Widerrede, ich seh doch, dass du Portugiesisch sprichst, aber du hast eine ganz schlechte Aussprache, und deshalb gehst du von morgen an in die Schule. Ich habe schon mit der Lehrerin gesprochen, die kenne ich sehr gut, die hat eine sehr gute Aussprache und nimmt gerade die Grammatik durch. Ab morgen gehst du in die Schule in Wenceslau, meine Töchter nehmen dich mit, im Bus, und am Nachmittag kommst du wieder her. Und da gehst du solange hin, bis du ordentlich Portugiesisch kannst. Und dann reden wir weiter.

Sie hatten drei Töchter. Die beiden jüngeren waren ganz nett. Mit der ältesten, die sechzehn war und sehr auf ihre Schönheit achtete, verstand ich mich weniger gut. Am nächsten Morgen begleiteten sie mich in die Schule, die Lehrerin erwartete mich schon - und fortan sass ich jeden Vormittag mit lauter Grundschulkindern in der vierten Klasse und lauschte dem Unterricht.
Niemand störte sich daran, dass ich schon dreiundzwanzig war. Es war üblich, dass auch Sechzehn- oder Siebzehnjährige in der vierten Klasse am Unterricht teilnahmen. In Brasilien gab es keine Schulpflicht wie in Deutschland, viele Kinder erschienen nicht zum Unterricht und mussten die Klassen immer wieder wiederholen. Nur in den deutschen Kolonien in Südbrasilien lief das anders, erklärten sie mir, aber hier in den brasilianischen Schulen war so etwas wie eine Anwesenheitspflicht nicht durchsetzbar. Sie erzählten auch, dass in den deutschen Gegenden in Südbrasilien auch die Schwarzen, die dort lebten, nach den Regeln der Deutschen brav jeden Tag die Schulbank drücken mussten.
Der Lehrerin in Wenceslau war es recht - meine Teilnahme erregte soviel Aufmerksamkeit, dass ihre Klasse nun immer schön voll war. Es gab auch eine Schuluniform - Jeans und weisses T-Shirt. Damit die Kinder reicher Eltern nicht mit der teuersten Mode in die Schule kamen.
Ruis Frau hatte nicht zuviel versprochen - die Lehrerin unterrichtete wirklich sehr verständlich portugiesische Grammatik. Dazu Mathematik, Landeskunde und andere Fächer. Die portugiesische Grammatik war etwas komplizierter als die spanische. Nach zwei Wochen konnte ich tatsächlich Portugiesisch.
Ich konnte es natürlich nicht lassen, während der Mathe-Klassenarbeit meinen Mitschülern die Lösungen hiemlich zu verraten...

Sie trieben Wasserfarben auf und ich setzte mich hin und malte Oscars Truck. Ich wollte ihm ja das Bild schicken. Doch es war kompliziert. Viel komplizierter als ich bei Curitiba gedacht hatte. Aber ich war ja direkt an der BR 101, wo ständig die grossen Scania-Überlandtrucks vorbeirauschten. Jedesmal, wenn ich ein Detail wissen wollte, ging ich einfach an die Strasse und wartete, bis einer vorbeikam. Alle waren begeistert, wie gut der alemão zeichnen konnte.

Rui hatte eine Idee. Er fragte mich, ob ich ihm ein Haus entwerfen könnte. Mit Grundriss und allem. Er lebte mit seiner Familie genau wie alle Arbeiter auf dem Gelände des Sägewerks in einem kleinen Häuschen. Es war zwar aus Stein, nicht aus Holz wie die Buden der Arbeiterfamilien, aber nicht sehr komfortabel. Er wollte ein grösseres Haus bauen. Mit zwei Stockwerken.
Grundriss, Aufriss, perspektivische Zeichnung. Oscars Truck hatte ich auch als zentralperspektivische Zeichnung konstruiert. Hatten wir im Kunstunterricht einmal gelernt. Manchmal war die Schule doch zu was gut. Es war zwar mühsam, mich nach einem halben Jahrzehnt wieder an die Techniken zu erinnern und völlig ohne die alten Unterlagen arbeiten zu müssen. Aber ich bekam es hin.
Über den Lohn hatten wir vorher schon gesprochen. Rui würde mir ein Fahrrad kaufen. Mehr wollte ich nicht. Mit ein paar Zubehörteilen. Damit würde ich weiterfahren. Ich hatte keine Lust mehr per Anhalter.
Hinterher erfuhr ich, wie hoch die Preise in Brasilien für solche Entwürfe waren. Rui musste mindestens einen vierstelligen Dollar-Betrag gespart haben. Es war erstaunlich, wieviel Geld man mit einem kleinen bisschen deutscher Gymnasialbildung hier schon verdienen konnte. Ich war zufrieden, dass ich mich tatsächlich nützlich gemacht hatte.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Wahlkampf 1989 in Brasilien mit Ulysses Guimarães, dem Kandidaten der PMDB.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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