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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

41 - Zurück aus dem Urwald - Europa, 1990

Seite:

 

09

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Dienstag, 18. September 1990
Fred versuchte sein Bestes, Marilena heute zu finden, aber es gelang ihm nicht. Es half nichts, ich musste in der Stahlbergstrasse bei ihren Eltern anrufen. Sie sei in der Sprachlehranlage in der Uni. Also ging ich in die Sprachlehranlage und fand tatsächlich den Raum, der mir beschrieben worden war und in dem Marilena arbeiten würde.
Wenn sie da wäre. Ja, sie sei schon da, erzählten mir ein paar Leute und riefen sie an, sie möge runterkommen. Es könne zehn Minuten dauern. Ich kam mit einer Brasilianierin aus São Paulo ins Gespräch. Na, hier konnte man sich ja bestens unterhalten.
Nach einer halben Ewigkeit kam Marilena und entschuldigte sich für über eine Stunde Verspätung. Hatte etwas länger gedauert. Ein wenig unterhielten wir uns und nebenbei erwähnte sie, dass Viktoria noch in der Langenbeckstrasse wohnte, dort auch telefonisch erreichbar war, aber nicht immer ans Telefon geholt werden würde, weil sie jetzt ein Zimmer unter dem Dach hätte. Hatte wohl zuviele Studi-Bekanntschaften, wie es sich anhörte, und ihre Eltern hatten nicht immer Lust, Telefondienst zu spielen? Ja, meinte sie, die wollten nicht jedesmal raufgehen und sie ans Telefon holen.
Marilena arbeitete nur noch bis Donnerstag und hatte dann Urlaub. Freds Telefonnummer nahm sie sich mit. Warum eigentlich? Auch Fred wunderte sich ein wenig.

Niedlich war die Szene mit Jutta, die beim Friseur gewesen war und der ihre Frisur nicht gefiel. Es war sehr praktisch, dass ich gerade ins Haus kam - also ging sie mit mir zusammen noch einmal zum Fiseursalon und beschwerte sich mit der gebotenen Gründlichkeit. Und wenn Jutta sich beschwerte, dann sollte auch kein Zweifel über die Tatsache aufkommen, dass sie sich beschwerte. Die dachten natürlich, ich sei ihr Freund und würde bei Bedarf mindestens ebenso Terz machen wie das Mädchen. In was für Rollen ich manchmal schlüpfte. Schade, dass ich nicht schmunzeln durfte in dem Moment.
Wieder draussen, hätte ich es vielleicht auch nicht tun sollen. Auch meine gutgemeinten Ratschläge, es käme doch auf die seelische Schönheit an, oder die Haare würden auch wieder nachwachsen, waren auch nicht so richtig hilfreich. Irgendwann musste auch sie lächeln über meine Naivität und frisurentechnische Unkenntnis, und so verstanden wir uns wieder. Wenigstens hatte ich halbwegs akzeptable fahrradtechnische Kenntnisse und besorgte im Fachhandel noch die richtigen Ersatzteile für ihr Rad, bevor wir uns für heute verabschiedeten.
Fred musste für seine Prüfung lernen und gewährte Audienzen in seinem Wohnheim nur noch minutenweise. Auf seinem Flur lernte ich Eddy kennen, der ein ähnliches Problem wie ich hatte. Auch sein Fahrrad war kaputt. Wir verabredeten uns zusammen zu einer Fahrrad-Reparatur-Session. Alleine setzte er sich auch nur sehr ungerne hin, aber zu zweit machte es mehr Spass. Eddy beschrieb mir, wo zwischen den vielen Rädern im Ständer vor dem Wohnheim sein Drahtesel stand. Ich sollte schonmal runtergehen. Ah, und ein Problem gab es noch. Er hatte seinen Schlüssel für das Schloss verloren, ich sollte also schonmal mit der Rohrzange das Schloss abdrehen.
Na gut, ging ich runter, knackte professionell das Schloss und wartete auf Eddy. Der kam dann auch - und musste lachen. Ich hatte das Schloss wirklich perfekt abgedreht. Leider nur das vom falschen Rad. Seines stand direkt daneben.
In den Clever & Smart-Comics tippte einem in so einer Situation jetzt ein mieser Schläger-Typ der Sorte Billy Bonebreaker dezent von hinten auf die Schulter, gefolgt von bunten Sternen, fliegenden Knochen und dem unvermeidlichen Glglgl. Zum Glück nahm es der betroffene Student mit Humor.
Eddy hatte noch nicht die richtigen Ersatzteile, die wir morgen noch besorgen mussten, also liessen wir es für heute sein und gingen in ein Café. Schöner Brunnen, in der Innenstadt. Ich ging sehr selten in Kneipen. Eddy fand es ganz spannend, was ich in Südamerika erlebt hatte und wie ich dort zurechtgekommen war.
Zwei oder drei Studentinnen sassen am Nachbartisch. Eine weitere kam dazu, unterhielt sich kurz mit den anderen, schien nur etwas abklären zu wollen und verliess die Kneipe wieder. Gross, schlank, dunkle Haare. Ich bekam einen Schreck.
Konnte es sein, dass es Viktoria gewesen war? Mein Personengedächtnis war so schlecht. Ich traute mir nicht zu, sie aus ein paar Metern Entfernung sicher wiederzuerkennen. Es gab wenige, die ausahen wie sie, aber manchmal gab es welche. Eddy merkte, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich musste es ihm erklären.
- Dieses Mädchen, das da eben rausging, es kann sein, dass ich sie einmal gekannt hatte. Ich bin mir nicht sicher.
- Was war das für ein Mädchen?
Sollte ich nun auch Eddy die Geschichte von Viktoria erzählen? Nein, ich liess es sein. Ich kannte Eddy gar nicht. Die Aufregung verflog langsam und das Mädchen würde nicht wieder hereinkommen. Er erzählte ein bisschen von sich.
- Ja, und dann muss ich dir noch sagen, dass ich geschieden bin. Das gehört auch dazu.
- Geschieden, von wem?
- Meine Ex-Frau ist Griechin und wohnt in Wiesbaden. Ich hab auch einen Sohn. Ich sag immer, Menschen wie wir sind nicht perfekt. Aber das müssen wir auch gar nicht sein.
- Zahlst du Unterhalt?
- Ja, natürlich, ist ja vorgeschrieben.
- Es gibt so viele Männer, die nach der Scheidung ihre Ex-Frau austricksen. Ich finde das mies. Mein Vater war so einer. Er hat immer nur rumgetrickst und weniger gezahlt als er musste.
- Aber er muss doch gesetzlich dazu verpflichtet gewesen sein.
- Ich sag ja, es gibt viele, die scheren sich da nicht gross drum und tricksen die Gerichte und die Ex-Frauen aus. Vor allem, wenn die Kinder darunter leiden.
Es entstand kurz eine unwohle Situation, als er fragte, wie mein Vater das angestellt habe, dass er einfach weniger zahlen konnte als er musste. Ich wollte ihm nicht verraten, dass die Gerichte in Deutschland gegen geschiedene Männer praktisch nicht vorgingen, wenn sie systematisch zu wenig Unterhalt zahlten. Eine Frau hatte vor Gericht nur dann Chancen, wenn der Typ überhaupt nicht zahlte. Dann konnte das Gehalt des Mannes gepfändet werden. Nicht aber, wenn er Monat für Monat nur die Hälfte zahlte.
- Kümmerst du dich um das Kind?
- Ich versuche es, so gut ich kann. Natürlich ist es umständlich, wenn ich extra nach Wiesbaden muss.
- Aber besser als nach Griechenland.
- Naja, sie ist ja hier in Deutschland aufgewachsen.
- Hast du Griechisch gelernt?
- Ganz wenig, eigentlich kaum was, war mir zu kompliziert. Wir haben immer nur Deutsch gesprochen.
- Griechisch ist eine schöne Sprache. Nicht einfach zu lernen, aber wenn man ein bisschen kann, ist es nett. Wenn du im griechischen Restaurant sitzt und auf einmal mit dem Kellner ein paar nette Sätze auf Griechisch sprichst - du kannst den Leuten richtig eine Freude machen, wenn du als Ausländer ihre seltene Sprache gelernt hast. Die freuen sich immer, wie über ein Geschenk.
- Kannst du perfekt Griechisch?
- Nein, nicht perfekt. Der Trick ist, du darfst es nicht perfekt können. Sonst denken sie, du kommst aus einer griechischen Familie und halten deine Kenntnisse für selbstverständlich. Aber wenn du gebrochen Griechisch sprichst, sehen alle, du hast es als Ausländer gelernt. Und dann hast du alle Sympatien. Wie kam es zur Scheidung? Habt ihr euch einfach nicht mehr verstanden?
- Nein, das ging halt auseinander. Weisst du, ich finde Scheidung nichts Schlechtes. Scheidung gehört dazu. Es ist Teil unseres Lebens, Teil unserer Kultur. Ich denke so: wir sind frei. Alles ist in Bewegung. Es ist eine Illusion zu glauben, man hätte nur eine Liebe im Leben. Ich glaube da nicht dran.
- Ich hatte das bis jetzt immer geglaubt. Aber ich möchte mich auch nicht verweigern, eine andere Sichtweise anzunehmen.
- Ich sage immer: du kannst nichts festhalten. Alles ist in ständiger Veränderung.
Ich war nach einiger Zeit überzeugt, es musste Viktoria gewesen sein, die kurz reingekommen war. Zwei Meter war sie an mir vorbeigegangen. Eddy hatte mir sehr geholfen mit dem, was er an diesem Abend gesagt hatte. Ich glaubte nicht, dass es ein Zufall war, dass er mir an diesem Abend diese Worte gesagt hatte. Hier in dieser Stadt schien in diesen Tagen sowieso kaum etwas zufällig zu geschehen.
Also war Viktoria in Mainz.
Zurück zu Fred und gleich weiter nach Gonsenheim zu Sylvia. Es wurde wirklich langsam Zeit, das Rad zu reparieren. Mein Kechua-Gedicht lag unverändert auf dem Telefontischchen. Ich sollte bei Viktoria anrufen. An dieser Aussage hatte sich nichts mehr verändert, und es würde sich auch nichts mehr verändern. Eddy hätte mir dasselbe geraten. Morgen vormittag wäre es soweit.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

www.affiliate-katalog.de - Partnerprogramm-Suchmaschine

images.google.com - Bilder suchen mit Google

www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Iguaçu-Wasserfälle an der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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