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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

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Kapitel:

 

41 - Zurück aus dem Urwald - Europa, 1990

Seite:

 

11

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Ich war froh, dass mir dieser Satz eingefallen war. Völlig überrascht war ich, sie so unkompliziert und so schnell am Telefon zu haben. Allein, wie lange es gedauert hatte, Fred ausfindig zu machen. Bei Sylvia hatte ich tagelang gebraucht, die ganze Lauferei bei Marilena, und auch Jutta hatte ich erst am dritten Tag treffen können. Bei Viktoria musste das Telefon nur zweimal klingeln - und schon war sie dran.
Nun musste ich ihr erklären, wer ich war. Das war schon komplizierter. Ich begann unsicher. Du kennst mich unter dem Namen Wilfried Schultheiss, ich war in der achten Klasse nach Schleswig-Holstein gegangen... ich brauchte ein paar Sätze, bis ich endlich das erhoffte feedback bekam.
- Ja, jetzt ist klar. Ja, ich erinnere mich. Okay, und was willst du? Warum rufst du an?
Das war sehr hart formuliert. Fred hatte sie zwar so ähnlich eingeschätzt, aber beide hätten nicht vermutet, dass sie schon so früh so wenig aufgeschlossen reagierte. Ich antwortete brav und zu meiner eigenen Überraschung ausgesprochen locker, nicht aufgeregt oder verkrampft, dass ich gerade zufällig bei Fred in Mainz war und ob sie Lust hätte, sich einmal mit mir zu treffen.
In diesem Moment war ich froh, dass ich Fred hinter mir hatte. Wenn ich in diesem Moment nicht Fred hätte anführen können, wäre das Gespräch sofort abgestürzt. Doch ich hielt mich erstaunlich gut. Die beiden sahen gespannt zu. Sylvia fing an, mich zu bewundern. Sie hätte es nicht so gut gekonnt, würde sie mir hinterher sagen. Jetzt wurde es spannend. Würde sie, wie Fred vorgeschlagen hatte, sich mit mir treffen wollen?
- Heute abend geht es bei mir nicht, da bin ich schon verabredet.
- Oder morgen vielleicht?
- Morgen eigentlich auch nicht, ich hab demnächst Prüfungen und muss dafür noch was tun, sodass ich eigentlich gar keine Zeit habe in den nächsten Tagen.
- Ja. Du hast also gar keine Zeit? Musst du soviel lernen?
- Ja, eigentlich schon-
- Marilena hat erzählt- also ich hab gestern Marilena besucht und mich mit ihr ein bisschen unterhalten, das war ganz nett gewesen, naja, die meinte, du studierst Geschichte, kann das sein?
Sie erwiderte nicht mehr als ja, aha, verlor ein paar Worte über ihr Studium. Ja, richtig, sie müsse lernen, bekräftigte sie, sie hätte eigentlich gar keine Zeit. Noch blieb das Wort eigentlich im Raum, zusammen mit einem gewissen Vorhof.
Daraufhin gab es eine kurze Pause. Eine interessante Pause, weil wir uns weiterhin unterhielten. Irgendwas war mir eingefallen, dass ich zur Überbrückung einfach sagen konnte. Hinterher wusste ich gar nicht mehr, was es war. Vielleicht etwas über Marilena. Ich hatte gedacht, wir könnten uns vielleicht in einer Kneipe oder einem Café treffen, meinte ich vorsichtig und kam nicht mehr dazu, sie zu fragen, ob sie gestern kurz im Schönen Brunnen gewesen war. Denn jetzt brach sie auf.
- Nein, auch wenn ich Zeit hätte, würde ich es ehrlich gesagt nicht wollen. Ich glaube auch nicht, dass es was bringen würde.
Ich war ihr dankbar für ihre Ehrlichkeit, und auch ein wenig stolz auf mich, dass ich es immerhin hinbekommen hatte, das Vertrauen aufzubauen, das dazu nötig war. Mir kam noch die Idee, sie zu fragen, ob ich ihr noch einmal schreiben könnte. Auch das wehrte sie ab.
- Ich wüsste nicht, was das bringen sollte.
Damit war Freds Vorschlag am Ende. Er hatte sich vorgestellt, sie würde sich schon mit mir treffen, aber dann im Lauf des Gesprächs irgendwann abblocken und die Grenzen aufzeigen. Dass es so schnell ging, hatte er nicht für wahrscheinlich gehalten. Ich war schneller am meinem Ziel als ich gedacht hatte. Ich hatte eine klare Antwort bekommen.
Ein letztes Mal hatte ich die Gelegenheit, sie zu fragen, wie es ihr ging, ob sie gut mit ihrem Studium zurechtkam, es ihr Spass machte, sie mit ihrem Leben glücklich war. Aber sie war nicht in Plauderstimmung und antwortete auf die Fragen knapp und präzise, meist nur mit ja. Gegenfragen zu meiner Person kamen nicht, aber die hatte ich auch nicht erwartet. Bald war das Gespräch am Ende, sämtliche Themen waren abgehandelt. Jetzt musste es noch beendet werden, und ich war eingeladen, eine Formulierung zu finden.
- Naja, ich denke wir haben uns dann wohl nicht mehr so viel zu sagen. Ja, oder siehst du das auch so?
- Ja, ich denke, das sehe ich auch so.
- Okay, also dann- machen wir Schluss?
- Ja.
Diese Formulierung hatte ich mit Absicht gewählt. Fred und Sylvia hatten beide vorgeschlagen, dass ich sie am besten dazu bringen sollte, die Beziehung oder was es war auch verbal zu beenden. Und Fred hatte dann hinzugefügt, am besten wäre es, wenn ich es so hinbekäme, dass ich das für mich akzeptieren konnte und Viktoria trotzdem keinen Verdacht schöpfen würde, was sie da eigentlich sagte. Wenn ich sie mochte, so argumentierte er, sollte es mein Interesse sein, sie so weit wie möglich aus der problematischen Sache herauszuhalten. Oh, wie gut konnte ich das nachvollziehen. Auf denselben Gedanken war ich auch schon vor zehn Jahren gekommen. Aus keinem anderen Grund war ich auf der Polizeiwache gesessen.
Sie hatte auf die Frage, ob wir Schluss machen wollten, ja geantwortet. Eigentlich war das klar genug. Doch im selben Moment spürte ich, das reichte noch nicht. Ich musste es noch ein zweites Mal fragen. Es war einfach wichtig, dass ich es noch einmal direkt so formulierte. Auch wenn ihr zweites Ja etwas unsicherer kommen würde.
- Ja, sollen wir wirklich Schluss machen?
- Ja-
- Okay, dann- Viktoria, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Gespräch und wünsche dir alles Gute für dein Leben und- leb wohl. Tschüss.
- Ja, danke, wünsch ich dir auch. Tschüss.
Nach dem Auflegen war ich nicht ganz sicher, ob sie nicht doch einen leisen Verdacht bekommen haben musste. Aber vielleicht war sie dafür auch nicht sensibel genug. Natürlich hatte ich sofort ein schlechtes Gewissen, ihr etwas aufgezwungen zu haben, was sie vielleicht gar nicht so formulieren hätte wollen.
Sie hatte am Ende nicht mehr als ja und tschüss gesagt. Sie schien fast ein wenig erleichtert gewesen zu sein, nicht mehr sagen zu müssen. Die Endgültigkeit hatte sie noch nie gemocht. Sie hätte ein ungutes Gefühl gehabt, wenn sie sie mir aufzwingen hätte müssen. Sie war froh, dass ich das Telefonat von mir aus beendete.

Nach dem Auflegen war ich fast ein wenig stolz, sie am Ende des Gesprächs wie vor zehn Jahren Polizist Schrader bei M-K mit meinen Fragen soweit gebracht zu haben, dass sie nur immer ja sagen musste und meine Fragen wie von selbst beantwortet wurden. Aber ob der Vergleich stimmte? Auch Schrader hatte mit seinen Fragen M-K's Gedanken erraten und ihr die Antworten leicht machen wollen. Doch M-K hatte vollkommen andere Gedanken gehabt als Schrader vermutet hatte. Heute hatte ich es Freds Ratschlag befolgend regelrecht darauf angelegt, dass Viktoria andere Gedanken hatte als ich. Also stimmte der Vergleich nicht ganz.
In erster Linie hatte M-K nach diesem berühmten ersten Anruf der Mainzer Polizeiwache überhaupt nichts kapiert, und hatte die einzelnen Fragen schon wenige Minuten nach dem Anruf wieder vergessen. Ich weiss gar nicht mehr, was er gefragt hat, ich hab immer nur ja gesagt und er war zufrieden. Vielleicht war das bei Viktoria nicht viel anders, auch wenn es jetzt nicht morgens um fünf war. Vielleicht stimmte der Vergleich also doch.
Hinterher kam es uns so vor, als hätte das Ganze nur dreissig Sekunden gedauert. Es mussten aber mindestens zwei Minuten vergangen sein. Fred und Sylvia waren erstaunt. Ich hatte mich in ihren Augen ungewöhnlich gut gehalten. Beide meinten, sie hätten das vielleicht nicht so leicht weggesteckt. So schnell wie Viktorias Antwort gekommen war, sei sie irgendwie ganz schön hart gekommen, urteilten beide übereinstimmend.
- Da war keine Chance. Das war zu deutlich.
Sie wussten nicht, ob sie mich bedauern sollten. Besonders Sylvia hatte viel eher das Gegenteil im Sinn. Später meinte sie, sie war sogar fast ein bisschen neidisch auf mich. Sie wäre froh gewesen, als sie unglücklich verliebt war, wenn die Antwort so schnell und so direkt gekommen wäre.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

www.100partnerprogramme.de - Geld verdienen im Internet mit Karsten Windfelder

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Mainz, ehemalige Innenstadtwache Klarastrasse (Foto 2003). Norbert und ich waren hier am 6. Mai 1980 gesessen, morgens um 5 Uhr.

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



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