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Francisco Welter-Schultes: Umweg nach Cayenne

 

Eine Fortsetzungsgeschichte auf 739 Internetseiten.

 

Ins Netz gestellt von Planet Poster Editions

Kapitel:

 

04 Spiegelstriche - Klassenfahrt 1979 nach Lorscheid

Seite:

 

09

Kapitel in Band 1:

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Wenn ich solche Szenen erzählte, die vor allem die Mädchen nachfragten, bewirkte das auch weniger wohlgesonnene Reaktionen. Das überraschte mich nicht. Schliesslich konnten es viele nicht leiden, wenn jemand sich in den Mittelpunkt schob. Erst recht nicht mit so einer Mitleidstour. Besonders Jürgen sah ich es an, was er dachte. Aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Auch wenn es mir ein wenig unangenehm war, so im Mittelpunkt zu stehen - ich war selbstsicherer geworden, vor allem weil die Mädchen die meisten Fragen stellten, und weil die inzwischen auch in der Mehrheit waren. Jürgen begann vorsichtig, seinen Unmut zu äussern, und Michael Schuster begann vorsichtig, ihm zuzustimmen.
- Hey, ich brauche das nicht zu erzählen. Ich kann auch sofort damit aufhören. Aber offensichtlich scheint das hier einige zu interessieren, also erzähl ich das. Denkt ihr vielleicht, ich mache das, weil es mir Spass macht, oder weil ich hier der Tolle bin? Wenn man mich ernsthaft fragt, gebe ich ernsthafte Antworten - das ist alles. Okay?
Denjenigen, die nicht still sitzen konnten, drohte ich, ich würde nicht weitererzählen, wenn sie nicht entweder ruhig waren oder rausgingen. Das musste ich relativieren. Wenn Jürgen und Michael nicht still sitzen konnten, war da kein böser Wille bei, manche konnten das einfach wirklich nicht. Ausgerechnet Jürgen, wo es mit ihm schon einen Konflikt gab. Erst hatte ich ihm gesagt, noch fünfmal stören und er würde rausfliegen, und es verging nicht viel Zeit, da hatte ich bis eins runtergezählt. Dann klopfte er wieder auf diesem dummen Ofenteil da rum. Alle sahen mich an, ob ich jetzt null sagte. Ich überlegte kurz und sagte dann ein halb.
Noch einige kamen ins Zimmer, setzten sich auf die Heizung. Mädchen, zu denen ich kaum Kontakt hatte in der Klasse. Sie hatten das Thema nicht richtig mitbekommen und begannen, sich leise zu unterhalten. Das war zwar vollkommen üblich, störte mich aber. Ich schlug vor, sie wieder rauszuschicken und die Tür abzuschliessen. Nein, okay, sie wollten jetzt ruhig sein. Zwei gingen dann doch raus. Noch mehr klopften an und wurden nicht mehr reingelassen. Sollte ich nach Nase selektieren? Und nur einige reinlassen? Diese Entscheidung, keine Leute mehr reinzulassen, war unglücklich, wie sich allerdings erst später herausstellte. Es gab durchaus Leute, die es wirklich noch interessiert hätte, und die noch etliche Jahre später meinten aber du hast uns ja ausgesperrt damals in Lorscheid.
Herr Schlier kam rein, nachdem er sich schon gewundert hatte, wo die ganzen Leute waren, und war einigermassen erstaunt. Was ist denn hier los? Zu Herrn Schlier hatte ich in der Tat kein Vertrauen, und hatte kein Interesse, dass er mitbekam, was ich hier erzählte. Er merkte sofort selber, dass er offenbar unerwünscht war. Da es schon spät war, deutete er im ersten Moment an, er könnte argumentieren, dass die Mädchen rüber gehen sollten. Aber er sah die ernsten Gesichter und hielt sich zurück. So kannte er seine Klasse gar nicht. Irgendwas stimmte nicht. Er lehnte sich einen Moment an die Wand und hörte zu.
Normalerweise war etwas anderes im Gange, wenn er irgendwo reinkam und sofort spürte, dass er unerwünscht war. Es war die Diskrepanz zwischen dem niedrigen Geräuschpegel und der hohen Anzahl der Schüler, die hier ungewöhnlich war. Dann die Zusammensetzung der Personen, die nicht gerade nach einem Klassenstreich aussah - und das Thema, um das es offensichtlich ging. Als er reinkam, war die Unterhaltung gerade bei irgendwelchen eher trockenen Sorgerechts-Themen gewesen. Viel Zeit ging für die juristischen Hintergründe drauf. Herr Schlier schaute eine kurze Zeit zu, äusserte vorsichtig seine Verwunderung über die disziplinierte Klasse, und verliess brav den Raum wieder. Keine Spur einer Andeutung mehr, dass die Mädchen hier eigentlich nichts mehr zu suchen hatten. Immerhin, so viel hatte er verstanden.
Ich musste aufpassen, dass ich die Leute in der richtigen Reihenfolge drannahm, wenn sie Fragen stellten. Es gab sofort Protest, wenn ich jemanden übersehen hatte. Mit einer Ausnahme. Sobald sich Viktoria meldete, nahm ich sie sofort dran. Niemand protestierte. Erstaunlich, wie klar das allen war, das da etwas nicht stimmte. Im Unterricht wurde es sofort registriert, wenn ein Lehrer eine bestimmte Schülerin bevorzugte. Herr Silber war so ein Kandidat. Der Sport- und Erdkundelehrer hatte es sich sofort mit der ganzen Klasse verscherzt. Aber innerhalb der Klasse galten offenbar andere Regeln, ausnahmsweise einmal zu meinen Gunsten. Viktoria selber nahm die Geste still an und wies mich nicht darauf hin, dass sich andere vorher gemeldet hatten. Es war süss. Obwohl sie genau wusste, dass sie sofort drangenommen würde, meldete sie sich bei jeder Frage erneut brav. Irgendwie mochte ich sie wirklich.
Um halb zwölf war Jonas Schuchard schon sehr müde geworden. Er war die Nacht vorher schon sehr spät ins Bett gegangen und schlief fast schon ein. Die vier Zimmerbewohner gaben der Diskussion ein Ende. Ich schrieb in der Dunkelheit noch mein Tagebuch weiter, unter Jürgens zunehmend genervten Blicken.
Im Nachhinein blieb mir dieses lange Gespräch eher mit einem unguten Gefühl in Erinnerung. Wie ein total autoritärer Lehrer musste ich gewirkt haben und ich konnte es nicht haben, wenn Leute dazwischenquatschten ohne sich zu melden. Ich war nicht sehr beliebt in der Klasse, dieses Gespräch hatte daran bestimmt nicht viel geändert. Aber hätte es das können, wenn ich weniger streng gewesen wäre? Hätten sich dann nicht schnell wieder die Stimmen durchgesetzt, die die Diskussion lieber abgebrochen hätten? Eine Diskussion, die so einmalig wie spontan war, und die anders vielleicht nie zustande gekommen wäre. Und die in dieser Form auch einmalig bleiben sollte.

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Google

Suchfunktion im Roman: Die Navigation im Roman hat selbst keine Suchfunktion. Wer innerhalb des Romans bestimmte Begriffe sucht, kann hier im Suchfeld bei Google den Begriff "wissenladen" und den Suchbegriff (beispielsweise den Namen eines Ortes) eingeben. Das sollte halbwegs funktionieren. Wenn "wissenladen" alleine nicht reicht, dann noch "cayenne" dazu eingeben.

Für diejenigen, die die gesamte Textdatei lieber am Stück lesen wollen, und nicht jede Seite einzeln, gibt es 3 Word-Dateien, entsprechend den 3 Bänden, die von unserem Server auf Festplatte heruntergeladen werden können. Dies sind die reinen Text-Dateien, ohne Bilder drin. Nur mit Platzhaltern für Bilder. Die Word-Datei (Word 6.0/95 für windows) ist etwa 2001-2003 zusammengeschrieben worden, letzte Änderungen sind von 2005.
cayenne-band1.doc.
cayenne-band2.doc.
cayenne-band3.doc.


Hier noch ein paar weitere interessante Links:

 

www.planetposter.de - Posterverlag von Francisco Welter-Schultes und Ralph Krätzner

www.wissenladen.de - Der Onlineshop mit den guten Ideen

www.wissenladen.de/maps - übersichtliche Landkarten von allen Ländern der Welt

www.animalbase.org - Frühe zoologische Literatur online

www.hausdernatur.de - Museum Haus der Natur in Cismar an der Ostsee

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www.wale-und-delfine.de - Wale und Delfine

 

 


Familienfreizeitstätte Lorscheid

 

 

 

 

Der Roman Umweg nach Cayenne ist eine Fortsetzungsgeschichte in drei Bänden und basiert auf einer authentischen Geschichte (autobiographisch von Francisco Welter-Schultes).
Band 1 spielt von Mitte der 60er Jahre bis 1980 in Deutschland (erst Bayern, dann Mainz), Band 2 von 1980 bis 1987 in Deutschland (hauptsächlich in der Kleinstadt Neustadt in Holstein) mit einigen Passagen in der Türkei und in Griechenland (vor allem auf Kreta), Band 3 von 1987-1990 spielt hauptsächlich in Nord- und Südamerika (USA über Mexico bis nach Feuerland und dann Atlantikküste entlang nach Brasilien). Ganz am Ende kommen wir dann auch mal tatsächlich nach Cayenne, Französisch-Guyana. Der Titel ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber bis wir nach Cayenne kommen, dauert es einige Zeit, und ein paar kleine Umwege müssen schon in Kauf genommen werden.
Zusammengeschrieben wurde das Ganze so etwa zwischen 2001 und 2003.
Alle Personen, die im Text vorkommen, sind Personen des wirklichen Lebens. Um ihre Privatsphäre zu schützen, wurden die meisten von ihnen unter Pseudonymen genannt. Ausser bei Personen des öffentlichen Lebens.

Wir hoffen, die Navigation funktioniert halbwegs und wünschen viel Spass beim Lesen.

Für diejenigen, die einen kurzen Blick auf eine Landkarte werfen wollen, was ja mal ganz nützlich sein kann, hier eine kleine Auswahl von Landkarten aus Europa:
Bosnien und Herzegowina   Deutschland   Frankreich   Griechenland   Italien   Österreich   Rumänien   Russland  Schweden   Spanien   Türkei



Kontakt (Autor, Verlag) siehe Impressum, unten letzte Zeile.
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